publiziert 21/10/2012 at 20:55 Uhr
Die Zahl der Überlebenden des Nazi-Terrors schrumpft rasch. Auch der einstige Lager-Fotograf und der älteste überlebende Auschwitz-Häftling sind tot.
Der "Fotograf von Auschwitz", Wilhelm Brasse, ist am Dienstag im Alter von 95 Jahren im südpolnischen Zywiec gestorben. Das berichtete die polnische Nachrichtenagentur PAP unter Berufung auf
einen Vertreter der Gedenkstätte Auschwitz.
Der Ende August 1940 nach Auschwitz deportierte Brasse hatte beim so genannten
Erkennungsdienst des Lagers gearbeitet und insgesamt mehr als 50.000 Aufnahmen von den im Lager registrierten Häftlingen gemacht. Auch bei den medizinischen Experimenten des berüchtigten Arztes
Josef Mengele musste Brasse die Menschenversuche mit der Kamera dokumentieren.
Der ehemalige Grundschullehrer Dobrowolski hatte sich nach dem deutschen Überfall auf Polen der Geheimen Lehrerorganisation angeschlossen. Diese organisierte im Untergrund das Schulwesen. Die
Organisation Tajna Organizacja Nauczycielska stand der Londoner Exilregierung nahe und war während des Stalinismus als "bürgerlich" verpönt.
Polen sollten Arbeitssklaven werden
Im Juni 1942 von der Gestapo verhaftet, kam Dobrowolski mit einem Häftlingstransport nach Auschwitz. Das sogenannte Stammlager war zunächst ein Konzentrationslager mit vor allem
politischen polnischen Häftlingen, doch im nahe gelegenen Birkenau hatte bereits der
Massenmord an jüdischen Häftlingen begonnen. Insgesamt wurden in Auschwitz-Birkenau
mehr als 1,1 Millionen Menschen ermordet.
Dobrowolksi wurde später nach Groß-Rosen verlegt und erlebte die Befreiung durch amerikanische Truppen im Konzentrationslager Sachsenhausen. Nach dem Krieg arbeitete er in Polen wieder als
Lehrer.
Das geheime Schulwesen Polens war eine in ganz Europa einzigartige Form des Widerstands. Die Nationalsozialisten hatten alle höheren Schulen und Universitäten geschlossen; in einigen der von
Deutschland besetzten Gebiete war selbst der Grundschulunterricht schweren Beschränkungen ausgesetzt. Die Polen sollten nach den Plänen der Nationalsozialisten ein Volk von Arbeitssklaven
werden.
In Privatwohnungen organisierten Lehrer wie Dobrowolski und Schüler insgeheim Unterricht vor allem für Gymnasialklassen und Studenten. Einer der vielen tausend jungen Polen, die im Untergrund
lernten, war Karol Wojtyla, der spätere Papst Johannes Paul II.
Auch Antoni Dobrowolski, einst Auschwitz-Häftling mit der Lagernummer 38081, ist
tot. Der frühere Widerstandskämpfer sei im Alter von 108 Jahren bereits am Sonntag in seinem Wohnort Debno in Westpommern gestorben, berichteten polnische Medien am Dienstag. Dobrowolski war der
älteste überlebende Auschwitz-Häftling.
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Auschwitz-Fotograf Wilhelm Brasse gestorben
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