publiziert 20/11/1995 at 09:25 Uhr
Verkörpert wie kein zweiter den Wiederaufstieg der deutschen Industrie nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Krupp-Generalbevollmächtigter führte er den im Krieg zerbombten und
nach 1945 entflochtenen Traditionskonzern zurück an die Spitze der weltgrößten Stahlkonzerne. Heute beschäftigt das mittlerweile mit der Hoesch AG fusionierte Unternehmen weltweit rund 66 000
Mitarbeiter. Beitz, der auch zu Zeiten des Kalten Krieges in Osteuropa ein angesehener Gesprächspartner war, gilt als Wegbereiter der Entspannungspolitik.
Der begeisterte Sportler Beitz, der sich in den achtziger Jahren auch als Vize des Internationalen Olympischen Komitees engagierte, war für die ehemalige Waffenschmiede Krupp der richtige Mann
zur richtigen Zeit: Als kaufmännischer Leiter der Ölförderung in Boryslaw, südlich von Lemberg, hatte er jüdische und polnische Arbeiter vor der Deportation ins Konzentrationslager gerettet und
wurde dafür später in Israel mit dem Titel "Gerechter der Völker" ausgezeichnet. Krupp-Erbe Alfried Krupp von Bohlen und Halbach holte Beitz 1953 als seinen Generalbevollmächtigten nach
Essen.
Nach dem Tod Alfried Krupps 1967 rückte Testamentsvollstrecker Beitz an die Spitze des
Kuratoriums der neugegründeten "Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung", die bis
heute die Mehrheit der Krupp-Aktien hält. Die Familie Krupp blieb auf Wunsch Alfried Krupps von der Führung des Konzerns ausgeschlossen. Dagegen protestiert sie bis heute. Prominente
Unterstützung erfuhren die Familienmitglieder durch einen jetzt publizierten Aufsatz von Brigitte Seebacher-Brandt. Die Witwe des SPD-Altbundeskanzlers, heute als Kulturchefin bei der Deutschen
Bank beschäftigt, hatte Beitz rüde attackiert: "Er thront unter einem riesigen Bild jenes Alfried Krupp, dessen anderes Ich er zu sein vorgibt. Wie alle Männer, die Anleihen machen, um zu
wirken, begegnet er jeder Unziemlichkeit mit dem rhetorischen Fallbeil und einem Blick, der kalt ist und selbstherrlich." Im SPIEGEL-Gespräch antwortet Beitz, 82, seinen Widersachern.
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Berthold Beitz
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