Die SS-Standarte "Der Führer“, später (ab 1939) SS-Regiment „Der Führer“ und (ab 1941) SS-Panzergrenadier-Regiment 4 „Der Führer“ war ein militärischer Verband der Waffen-SS und an
nahezu allen Fronten im Einsatz. Die Einheit wurde bekannt für die am 10. Juni 1944 durch Regimentsangehörige begangenen Kriegsverbrechen von Oradour-sur-Glane. Das spätere Regiment wurde nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im
März 1938 als 3. SS-Standarte "Der Führer“ der SS-Verfügungstruppe unter dem Kommando von SS-Standartenführer Georg Keppler aufgestellt. Der Stab der Standarte und der I. Sturmbann waren in Wien
stationiert, der II. Sturmbann in Graz und der III. (gep.) Sturmbann in Klagenfurt.
Aufgrund dessen kamen viele Soldaten der „Urformation“ des Regiments aus Österreich. Der erste Einsatz erfolgte während des Einmarsches in das Sudetenland und der Tschechoslowakei 1939. Während
des Polenfeldzugs befand sich das Regiment in Prag und wurde dann als Teil der SS-Verfügungsdivision im Dezember an den Westwall verlegt, wo es am Westfeldzug unter dem Befehl der 207.
Infanterie-Division gegen die Niederlande teilnahm. Danach kehrte es nach Nordfrankreich zur Verfügungsdivision zurück und verblieb dort als Besatzung.
Es folgte die Umgliederung zu einem Panzergrenadier-Regiment (mit der Nummer 4) unter der SS-Division „Reich“. Im anschließenden Krieg gegen die Sowjetunion nahm das Regiment anfangs unter
Generaloberst Heinz Guderians Panzergruppe 2 an der Kesselschlacht um Kiew teil. Bei Kämpfen im Jelnja-Bogen, beim Vormarsch auf Moskau und vor allem während der Abwehrschlacht 1941/1942 wurde
das Regiment nahezu komplett vernichtet. Im Laufe des Jahres 1942 wurde das Regiment mit den Genesenen und tausenden Rekruten wieder zu einer Einheit geformt. Nach der verlorenen Schlacht von
Stalingrad wurde das Regiment 1943 an den Südflügel verlegt und half, diesen wieder zu stabilisieren. Im Sommer nahm es an der Schlacht um den Kursker Bogen teil und wurde ein zweites Mal
aufgerieben.
Es folgte eine weitere Aufstellung in Südfrankreich, die noch nicht vollendet war, als es 1944 an die Invasionsfront verlegt wurde. Während der Verlegung wurde durch 120 Angehörige der 3.
Kompanie des I. Bataillons das Massaker bei Oradour-sur-Glane verübt. Am Offenhalten des Kessels
von Falaise war das Regiment maßgeblich beteiligt, es erlitt dabei schwere Verluste. Bis zur Ardennenoffensive und während dieser erlitt das Regiment abermals schwere Verluste. Im Jahr 1945 wurde
das Regiment an die Ostfront nach Ungarn verlegt, wo es an der Operation Frühlingserwachen teilnehmen sollte. Die Operation scheiterte, und das Regiment zog sich kämpfend durch Österreich (→
Wiener Operation) zurück. Dort ergab es sich nach der Kapitulation den US-Amerikanern.
Soldaten des Panzergrenadier-Regiments 4 „Der Führer“ trugen entsprechende Ärmelbinden und bis zum 10. Mai 1940 zusätzlich zur doppelten Sigrune des rechten Kragenspiegel eine untergestellte „3“
(im Spiegel als „ᛋᛋ3“ dargestellt). Im Mai 1940 wurde die Praxis der Sonderzeichen neben den Sigrunen aus Sicherheitsgründen aufgegeben. Vor der Neuaufstellung 1942 meldete der damalige
Kommandeur Otto Kumm dem Generalobersten Walter Model eine Gefechtsstärke von 35 Mann. Während der Neuaufstellung im
Jahre 1942 wurde das III. Bataillon des Regiments mit gepanzerten Schützenwagen ausgestattet, galt also fortan als so genanntes gepanzertes Bataillon. 16 Soldaten des Regiments wurden mit dem
Ritterkreuz ausgezeichnet, drei mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz und einer mit den Schwertern zum Eichenlaub. Aufgrund der schweren Verluste des Regimentes wurden zum Ersatz der Gefallenen im
Laufe des Krieges vermehrt Volksdeutsche und Franzosen aus dem Elsass herangezogen. Zum Zeitpunkt des Massakers von Oradour war gut ein Drittel der Mannschaften Elsässer.
Kommandeure
- SS-Standartenführer Georg Keppler, März 1938 bis Juli 1941
- SS-Obersturmbannführer Otto Kumm, Juli 1941 bis April 1943
- SS-Obersturmbannführer Sylvester Stadler, April 1943 bis Juni 1944
- SS-Obersturmbannführer Otto Weidinger, Juni 1944 bis Mai 1945