Kommando 99 war die interne Bezeichnung eines Exekutionskommandos im KZ Buchenwald, das aus Mitgliedern dessen Stabskompanie zusammengestellt wurde. „99“ war die Rufnummer
der Nebenstelle des ehemaligen Pferdestalls des Konzentrationslagers, in welchem das Kommando 99 unter
Verwendung einer dort installierten Genickschussanlage hauptsächlich sowjetische Kriegsgefangene systematisch tötete.
Die Hinrichtungen durch das Kommando 99 wurden an Soldaten der Roten Armee vollzogen, die zuvor gezielt in den Kriegsgefangenenlagern ausgesondert worden waren. Bei ihnen handelte es sich um
Politische Kommissare, Juden, Angehörige der Intelligenz und ehemalige Staats-, Partei- und Wirtschaftsfunktionäre der Sowjetunion. Grundlage dieses Vorgehens waren die völkerrechtswidrigen
Einsatzbefehle Nr. 8 und Nr. 9 des Sicherheitsdienstes des Reichssicherheitshauptamtes, die so genannten Kommissarbefehle.
Das Kommando 99 führte die Exekutionen mittels der Genickschussanlage durch, indem Angehörige des Kommandos vorgaben, medizinische Untersuchungen durchzuführen. Unter dem Vorwand, deren
Körpergröße ermitteln zu wollen, führten sie die Gefangenen an die Attrappe einer Messlatte, wo sie daraufhin von einem weiteren Täter, der sich in einem Gelass hinter der Messlatte verbarg, von
hinten erschossen wurden.
Von 1941 bis 1945 kamen ungefähr 8000 sowjetische Kriegsgefangene und viele weitere Häftlinge auf diese Weise um. Ab 1943 führte das Kommando 99 an speziellen Wandhaken im Keller des
Krematoriums, dem Leichenkeller, auch Erdrosselungen aus. Nach Aussage des ehemaligen Buchenwald-Häftlings Heinz Mißlitz war der später wegen Beteiligung am Mord an Ernst Thälmann angeklagte
Wolfgang Otto Leiter des Kommandos. Zumindest gegen Otto, Max Schobert und Werner Berger wurde im Buchenwald-Hauptprozess ihrer begangenen Verbrechen als Mitglieder des Kommandos 99 wegen
verhandelt.
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Kommando 99
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