publiziert 02/12/2013 at 13:26 Uhr
Der ehemalige SS-Angehörige und verurteilte Kriegsverbrecher Heinrich Boere ist tot. Er starb im Alter von
92 Jahren im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg. 2010 war Boere wegen dreifachen Mordes zu lebenslanger Haft
verurteilt worden.
Heinrich Boere vor Gericht (2010): Lebenslange Haft wegen dreifachen Mordes
Fröndenberg/Hamburg - Es war einer der letzten großen Kriegsverbrecherprozesse vor einem deutschen Gericht: Der ehemalige SS-Mann Heinrich Boere, der 2010 vom
Aachener Landgericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Das bestätigte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Justiziministeriums auf Anfrage von
SPIEGEL ONLINE.
Nach Angaben des Justizvollzugskrankenhauses Fröndenberg starb Boere am Sonntag eines natürlichen Todes. Näheren
Aufschluss solle eine Obduktion bringen, sagte der Klinikleiter SPIEGEL ONLINE.
Boere hatte vor Gericht gestanden, 1944 als Mitglied des SS-Mordkommandos "Feldmeijer" drei Zivilisten in den von den Nazis besetzten Niederlanden erschossen zu haben.
Mit 18 Jahren zur Waffen-SS
1921 als Sohn eines niederländischen Vaters und einer deutschen Mutter in Eschweiler bei Aachen geboren, hatte sich Boere 1940 als 18-Jähriger zur Waffen-SS
gemeldet und fast zwei Jahre lang an der Ostfront gekämpft. 1942 kehrte er in die besetzten Niederlande zurück, wo er dem etwa 15 Mann starken SS-Sonderkommando "Feldmeijer" zugeteilt wurde.
Diese Truppe hatte den unmittelbar auf Hitler zurückgehenden und als "Geheime Reichssache" eingestuften Auftrag,
jeglichen aufkeimenden Widerstand in den Niederlanden durch willkürliche Erschießungen von angeblich antideutsch eingestellten Bürgern zu brechen. "Wir kannten die Männer nicht. Der
Sicherheitsdienst der SS gab uns die Namen, und wir machten uns auf den Weg", sagte Boere 2007 SPIEGEL
ONLINE.
"Man sagte uns, es handele sich um Partisanen, um Terroristen. Wir dachten, wir täten das Richtige." Sich selbst bezeichnete Boere als "Fanatiker".
Vor Gericht gab Boere an, die Taten zu bedauern. "Was 1944 passiert ist, tut mir leid", sagte er. "Ich bete
jeden Abend für die Getöteten und für alle, die im Krieg gefallen sind." An anderer Stelle sagte er, dass ihn der Ausgang des Verfahrens kaum mehr interessiere, er habe nicht mehr lange zu leben:
"Ich warte auf meinen Tod."