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Baumgartl Anton

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Anton Baumgartl (30. April 1906 in Zebau ; 3. November 1992 in Regensburg) war Jurist, SS-Sturmbannführer und SS-Richter. In Prag studierte Baumgartl Rechtswissenschaften an der Karls-Universität Prag. Ab dem 1. Juli 1932 arbeitete er im Büro des Rechtsanwaltes Friedrich Hassold in Mies. Hassold war Mitglied der Deutschen Nationalpartei (DNP) und hatte einen Sitz im Parlament der Tschechoslowakei. Baumgartl und Hassold gründeten schon 1931 die Grenzlandjugend der DNP, in der Baumgartl die Stellung eines Gauleiters einnahm. Seit dem 25. März 1938 gehörte Baumgartl der Sudetendeutschen Partei (SdP) an, nach dem „Anschluss“ des Sudetenlandes an das Deutsche Reich trat er am 1. November 1938 in die NSDAP ein.

Als Assessor wirkte Baumgartl ab 24. Januar 1940 beim deutschen Amtsgericht in Mies. Vom 23. April 1940 bis zum 29. September 1940 diente er als Mitglied der SS bei einer Totenkopf-Standarte in Warschau. Kurzzeitig in Mies, kehrte Baumgartl am 15. Dezember 1940 im Rang eines SS-Untersturmführers und SS-Richters der Reserve wieder nach Warschau zurück. Nach der Beförderung zum SS-Sturmbannführer nahm Baumgartl eine Tätigkeit am Polizeigericht in Dresden auf, zudem war er zu einem Feldgericht der SS an der Front kommandiert. Zum Gerichtsassessor wurde er am 31. März 1941 ernannt. Die Beförderung zum Amtsgerichtsrat erfolgte formal am Amtsgericht in Mies am 1. März 1943. Nach dem Krieg wurde er international im Alphabetical index of war criminals von der United Nations War Crimes Commission gesucht. In den 1960er Jahren arbeitete er als Amtsgerichtsrat am Amtsgericht Regensburg.


Herbet Nikolaus

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Nikolaus Herbet (20. März 1889) war ein deutscher KZ-Kommandant im KZ Warschau im Zeitraum von September 1943 bis etwa Juli 1944. Er folgte in dieser Funktion Wilhelm Göcke nach. Herbet gehörte ab Mitte März 1927 der SS (SS-Nr. 2.394) an und stieg in dieser NS-Organisation 1934 bis zum SS-Untersturmführer auf. In der SS war er ehrenamtlich tätig. Nachdem er Anfang April 1927 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 68.494) wurde, war er im Hauptberuf bei einem Verlag dieser Partei in Dresden angestellt. Herbet stieg 1938 zum SS-Hauptsturmführer auf.

Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war er ab 1940 als Angehöriger der Waffen-SS zunächst im KZ Mauthausen eingesetzt. Von September 1943 bis Juli 1944 war er Kommandant des KZ Warschau. Herbet wurde zusammen mit dem Schutzhaftlagerführer des KZ Warschau und dem Lagerältesten im Zuge einer Korruptionsaffäre in diesem KZ im Frühjahr 1944 festgenommen. Ihnen wurde vorgeworfen von den Häftlingen Wertsachen erpresst zu haben. Alle drei Beschuldigten wurden in dem KZ Sachsenhausen interniert. Herbet konnte jedoch bald darauf in den KZ-Lagerdienst zurückkehren.

Bavendamm Hans

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Bavendamm Hans Hans Bavendamm (29. Mai 1896 in Berlin ; nach 1959) war ein deutscher Staatsbeamter und Landwirtschaftsfunktionär. Nach dem Schulbesuch und dem Studium, das er 1922 mit der Promotion abschloss, trat Bavendamm in die Landwirtschaftliche Verwaltung ein, in der er zunächst 1924 Direktor der Landwirtschaftsschule in Bergen auf Rügen wurde. Im Dezember 1928 trat Bavendamm in die NSDAP (Mitgliedsnr. 177.024) ein. Seit 1934 war er zudem Mitglied der Schutzstaffel (Mitgliedsnummer 105.577), in der er zuletzt den Rang eines Obersturmführers innehatte.

Seit 1938 war Bavendamm im Verwaltungshauptamt des Reichsbauernführers in Berlin, der Behördenspitze des Reichsnährstandes, Leiter der Abteilung „Fachschulen und Wirtschaftsberatung“. Er selbst gab an dort 1942 den Rang eines Reichslandwirtschaftsrates erhalten zu haben. In anderen Quellen tauchen für die späten 1930er und frühen 1940er Jahre die Bezeichnungen Landwirtschafts- und Oberlandwirtschaftsrat auf. Ab 1933 war Bavendamm zudem als Vertreter des zum Regierungsbezirk Köslin gehörenden Wahlkreises Blegard Mitglied des Provinziallandtags von Pommern.

Während des Zweiten Weltkriegs war Bavendamm ab Herbst 1942 im Kaukasus tätig, bevor er von Juli 1943 bis Herbst 1944 als Leiter der Landbewirtschaftungsstelle Ukraine fungierte. Bei Kriegsende geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft wurde im August 1945 jedoch an die Amerikaner übergeben, die ihn bis etwa 1948 internierten. Während seiner Internierungszeit wurde er im Rahmen der Nürnberger Prozesse als Zeuge vernommen, wobei er insbesondere zur Beteiligung des Reichsnährstandes an den Kriegsvorbereitungen der NS-Regierung (Anlegung von Lebensmittelvorräten, Autarkiepolitik etc.) und zum Einsatz von Fremdarbeitern in der deutschen Landwirtschaft während des Krieges befragt wurde. In der Nachkriegszeit arbeitete Bavendamm als Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Diplomlandwirte in Hannover.

Mörderische Elite

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Der Spiegelpubliziert 01/06/2010 at 07:51 Uhr von Michael Wildt

Mit der Besetzung Polens begannen die Nazis, die von Hitler angedrohte Vernichtung der europäischen Juden in die Tat umzusetzen. Hochqualifizierte Akademiker wurden zu Organisatoren des Holocaust.

Otto Ohlendorf and Franz Six
Zum sechsten Jahrestag seiner Machtübernahme hielt Hitler am 30. Januar 1939 vor dem Reichstag eine Rede. Über zwei Stunden sprach er, und am Schluss stieß der "Führer" eine mörderische Drohung aus: "Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa."

Tatsächlich war Hitler selbst der Kriegstreiber, um seine rassistische Vision vom "Lebensraum" im Osten zu verwirklichen. Wenige Wochen später marschierte die Wehrmacht unter Bruch des Münchner Abkommens in Prag ein; am 1. September griff Deutschland Polen an, nachdem zuvor die Sowjetunion und das Deutsche Reich mit dem Hitler-Stalin-Pakt Polen unter sich aufgeteilt hatten. Die Drohung gegen die Juden war tödlich ernst gemeint, denn der Krieg bot die Möglichkeit, das antisemitische Projekt, Deutschland und Europa "judenrein" zu machen, ins Werk zu setzen.

Den deutschen Armeen folgten unmittelbar Einsatzgruppen der SS und Polizei, die sowohl die polnische Elite töten sollten als auch die jüdische Minderheit ghettoisieren, vertreiben, erschießen - "völkische Flurbereinigung", wie es Hitler nannte. Ein Großteil der Führer dieser Einsatzkommandos übernahm bezeichnenderweise wenig später leitende Funktionen im neugebildeten Reichssicherheitshauptamt (RSHA), der Planungszentrale des Holocaust. Der polnische Historiker Bogdan Musial schätzt, dass bis zum Jahresende 1939 im deutschen Herrschaftsbereich weit mehr als 45 000 polnische Zivilisten getötet wurden, darunter etwa 7000 Juden.

Der Einsatz in Polen markierte eine Zäsur. Die Praxis der Einsatzgruppen überstieg bei weitem den Terror, den deren Mitglieder zuvor als Gestapobeamte oder SD-Angehörige in Deutschland und dem seit März 1938 "angeschlossenen" Österreich praktiziert hatten. Die Exekutionen der Einsatzkommandos in Polen im Herbst 1939 ähneln bereits den späteren Massenerschießungen in den besetzten sowjetischen Gebieten. In Polen lernten etliche SS-Führer, die später im RSHA für die "Endlösung der Judenfrage" verantwortlich werden sollten, in "großen Räumen" zu denken und zivilisatorische Schranken zu überschreiten.

Eine Million Menschen wollte Heinrich Himmler in seiner neuen Funktion als "Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums" aus den annektierten westpolnischen Gebieten vertreiben, um Volksdeutsche aus dem Baltikum und anderen sowjetischen Gebieten "heim ins Reich" zu holen und dort anzusiedeln. Obwohl rasch deutlich wurde, dass diese Vorgaben die Transport- und Aufnahmekapazitäten weit überschritten, hielten die SS-Täter unerbittlich an dem Ziel fest, Polen und Juden aus den zu "germanisierenden" Gebieten zu vertreiben. Die Grenzen, an die die Täter stießen, geboten aber nicht Einhalt, sondern forderten im Gegenteil dazu auf, die "Lösung" mit noch radikaleren Mitteln herbeizuzwingen. Diese Männer machten taktische Zugeständnisse, wenn es sich nicht vermeiden ließ, aber am weltanschaulichen Ziel hielten sie unerbittlich, unbedingt fest. "Das Wort unmöglich", forderte Himmler kategorisch, "darf es nicht geben und wird es niemals bei uns geben."

Von den Führungsangehörigen des Reichssicherheitshauptamtes hatten deutlich mehr als drei Viertel das Abitur absolviert, zwei Drittel hatten studiert, und nahezu ein Drittel insgesamt, das entspricht knapp der Hälfte aller Studierten, hatte zudem einen Doktorgrad erworben. Mehr als drei Viertel von ihnen entstammten den Jahrgängen 1900 und jünger, gehörten also jener Kriegsjugendgeneration an, die den Ersten Weltkrieg an der "Heimatfront" erlebt hatte, aber selbst nicht mehr eingezogen, geschweige denn an die Front gekommen war. Das Führungskorps des RSHA setzte sich keineswegs aus gescheiterten Existenzen zusammen, es entstammte nicht den sozialen Rändern der Gesellschaft, sondern war Teil der bürgerlichen, akademisch ausgebildeten Elite.

Es waren Männer wie der promovierte Jurist Werner Best, Jahrgang 1903, der dozierte, solange die Polizei den Willen der Führung vollziehe, handele sie rechtmäßig.

Es waren studierte Volkswirte wie Otto Ohlendorf, Jahrgang 1907, dessen Karriere am Institut für Weltwirtschaft in Kiel begonnen hatte. Als Leiter der Einsatzgruppe D im Süden der besetzten sowjetischen Gebiete war er für die Ermordung von etwa 90 000 Menschen verantwortlich.

Und es waren hemmungslose Intellektuelle wie Franz Alfred Six, Jahrgang 1909, habilitierter Zeitungswissenschaftler. Als SS-Standartenführer und Leiter des "Vorkommandos Moskau" in der Einsatzgruppe B skizzierte er NS-Theorieschriften "Umrisse des neuen Europa".

Führerschaft, Tat, Idee - das sind die Elemente, um die das politische Denken dieser jungen Männer kreiste. In der Überlegenheit und dem Erfolg der Tat zeigte und bewies sich der Führer. Allein der Erfolg zählte und rechtfertigte zugleich das Handeln wie die Idee. Führer entwarfen nicht nur politische Konzepte, sie formulierten auch Erlasse und erteilten ebenso die Befehle vor Ort. Sie sorgten dafür, dass die Praxis der "Idee" entsprach. Politik zielte immer auf Unbedingtheit, auf das Ganze, war weder einer regulierenden Norm noch irgendeinem Moralgesetz unterworfen.

Der militärische Sieg über Belgien, die Niederlande und Frankreich im Frühjahr 1940 ließ einen alten antisemitischen Plan wieder aufleben: die Deportation der europäischen Juden nach Afrika. Antisemiten wie Paul de Lagarde hatten diese Idee seit Ende des 19. Jahrhunderts verbreitet. Selbst Polen oder Frankreich zogen in den dreißiger Jahren die Deportation ihrer jüdischen Staatsbürger nach Madagaskar in Erwägung. Die polnische Regierung entsandte 1937 sogar eine Kommission nach Madagaskar, um die Bedingungen für eine Deportation der Juden aus Polen zu prüfen.

Am 15. August 1940 ließ Reinhard Heydrich, Chef des RSHA, an das Auswärtige Amt zwei Exemplare einer ausführlichen Broschüre zum "Madagaskar-Projekt" schicken. Detailliert entwickelte der RSHA-Plan, wie vier Millionen europäische Juden nach Madagaskar deportiert und dort in einem Polizeistaat unter der Leitung eines deutschen Polizeichefs vegetieren sollten. Mit 120 Schiffen könnten täglich etwa 3000 Juden transportiert werden, so dass innerhalb von vier Jahren, so die Rechnung des RSHA, das "Judenproblem" gelöst sein sollte.

Der Plan war von vornherein wirklichkeitsfremd, denn solange Großbritannien unbesiegt über die Ozeane herrschte, war an einen Transport von Millionen von Menschen mit Schiffen nicht zu denken. Dennoch offenbaren solche Überlegungen, wie ernsthaft die NS-Führung das Ziel eines "judenreinen" Europa verfolgte. Außerdem wurde mit dem Madagaskar-Plan deutlich, dass das Regime das Massensterben einkalkulierte, denn den nationalsozialistischen Planern war völlig klar, dass diese Insel nicht über genügend Ressourcen verfügte, um Millionen Menschen aufnehmen zu können.

Mit dem Angriffskrieg gegen die Sowjetunion 1941 offenbarte das NS-Regime endgültig seinen Vernichtungscharakter. Was Hitler mit diesem Krieg beabsichtigte, schrieb er unverhohlen in seinen Anweisungen Anfang März 1941 an den Chef des Wehrmachtführungsstabes, Alfred Jodl: "Dieser kommende Feldzug ist mehr als nur ein Kampf der Waffen; er führt auch zur Auseinandersetzung zweier Weltanschauungen … Die jüdisch-bolschewistische Intelligenz, als bisheriger 'Unterdrücker' des Volkes, muss beseitigt werden."

Gegen die sowjetische Zivilbevölkerung entwickelte die deutsche Führung einen verbrecherischen Hungerplan. Für die Angriffsarmee aus drei Millionen Soldaten lautete die Anweisung, die deutschen Soldaten sollten sich aus dem Land selbst ernähren. Den Verantwortlichen war bewusst, wie eine Staatssekretärsbesprechung im Mai 1941 mitleidslos im Protokoll festhielt, dass "zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn von uns das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird".

Heinrich Himmler und die SS erhielten "Sonderaufgaben im Auftrage des Führers". Neben den berüchtigten Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD wurden zahlreiche weitere Einheiten der Ordnungspolizei und Waffen-SS aufgestellt, die Höheren SS- und Polizeiführern (HSSPF) unterstanden, die die Mordeinsätze anordneten und koordinierten. Die Einsatzkommandos hätten, so Reinhard Heydrich in einem Schreiben vom 2. Juli 1941 an die HSSPF, "alle diejenigen Fahndungs- und Exekutionsmaßnahmen zu treffen, die zur politischen Befriedung der besetzten Gebiete erforderlich sind". Die Kommandos hatten demnach weitgehend freie Hand, um jeweils selbständig vor Ort Entscheidungen zu treffen. Auf einen Befehlsnotstand, wie es SS-Täter nach dem Krieg vor Gericht taten, konnten sich diese Männer nicht berufen.

Konkret gab Heydrich an, dass folgende Personengruppen zu exekutieren seien: "alle Funktionäre der Komintern (wie überhaupt die kommunistischen Berufspolitiker schlechthin), die höheren, mittleren und radikalen unteren Funktionäre der Partei, der Zentralkomitees, der Gau- und Gebietskomitees, Volkskommissare, Juden in Partei- und Staatsstellungen, sonstigen radikalen Elemente (Saboteure, Propagandeure, Heckenschützen, Attentäter, Hetzer usw.)".

Damit umriss Heydrich recht präzise den Feind, den die Einsatzkommandos vernichten sollten: den "jüdischen Bolschewisten". Die Juden, pauschal zu Trägern des "Bolschewismus" erklärt, waren die Feinde per se, die die "Sicherheit" bedrohten und die letztlich nur durch ihre Vernichtung wirksam bekämpft werden konnten.

In den ersten Wochen richteten sich die Mordaktionen vornehmlich gegen jüdische Männer, wobei es auch zu schrecklichen Morden an Frauen und Kindern wie in Bialystok kam, wo Angehörige eines Polizeibataillons am 27. Juni 1941 etwa 2000 Juden in die Synagoge trieben und diese anzündeten. Im Laufe des Sommers weitete sich die Vernichtung auf ganze jüdische Gemeinden, einschließlich der Frauen, Kinder und alten Menschen, aus. Im ukrainischen Kamenez-Podolsk ermordeten Einheiten des Höheren SS- und Polizeiführers Friedrich Jeckeln Ende August über 26 000 Juden, Ende September wurden an nur zwei Tagen in der Schlucht von Babij Jar bei Kiew mehr als 33 000 Menschen durch SS- und Polizeieinheiten erschossen. Pioniere der Wehrmacht sprengten anschließend die Ränder der Schlucht, um die Leichen unter dem Schutt zu begraben. Ende 1941 lebte im Baltikum nur noch ein Bruchteil der einstmals 230 000 litauischen und 70 000 lettischen Juden. Bis März 1942 ermordeten SS und Polizei, aber auch die Wehrmacht nahezu 600 000 Menschen in den besetzten Gebieten der Sowjetunion.

In der Logik der Mörder entledigte man sich damit der "überzähligen Esser" und schuf "Sicherheit" in den schwer zu kontrollierenden Orten auf dem Land, während in den Ghettos der größeren Städte die dort zusammengepferchten, als arbeitsfähig eingestuften jüdischen Menschen vorerst vom Tod ausgenommen wurden.

Mittlerweile drängten auch in Deutschland die NSDAP-Gauleiter auf eine rasche Deportation der Juden, damit die freiwerdenden Wohnungen ausgebombten Volksgenossen zur Verfügung gestellt werden könnten.

Auch aus den annektierten westpolnischen Gebieten kamen Mordinitiativen. 140 000 Menschen waren im Ghetto Lodz zusammengepfercht. Die katastrophale Ernährung und Hygiene ließen Epidemien ausbrechen. Epidemien dienten den Nazis als Vorwand, gegen die Ghettobewohner vorzugehen. Dass die Täter wie selbstverständlich Mord als "Lösung" betrachteten und die mit Absicht ausgeführte Tötung sogar als "human" gegenüber dem Sterben im Ghetto, zeigt ein Telegramm, das der regionale SD-Chef und SS-Obersturmbannführer Rolf-Heinz Höppner am 16. Juli 1941 an den Leiter des RSHA-Referats "Judenangelegenheiten, Räumungsangelegenheiten", Adolf Eichmann, schrieb: Es bestehe im kommenden Winter die Gefahr, "dass die Juden nicht mehr sämtlich ernährt werden können. Es ist ernsthaft zu erwägen, ob es nicht die humanste Lösung ist, die Juden, soweit sie nicht arbeitseinsatzfähig sind, durch irgendein schnellwirkendes Mittel zu erledigen. Auf jeden Fall wäre dies angenehmer, als sie verhungern zu lassen".

In diesen Septembertagen fiel die Entscheidung Hitlers, noch vor Kriegsende mit der Deportation der deutschen Juden zu beginnen. Am 18. September teilte Himmler dem Gauleiter des Warthelandes, Arthur Greiser, einem besonders fanatischen Rassisten, mit, der "Führer" wünsche, dass "möglichst bald das Altreich und das Protektorat vom Westen nach dem Osten von Juden geleert und befreit" werde. Möglichst noch im Jahr 1941 sollten die Juden Deutschlands, Österreichs und Tschechiens vorübergehend in das Ghetto Lodz deportiert werden, um sie dann im Frühjahr 1942 "weiter nach dem Osten abzuschieben". Am 15., 16., und 18. Oktober 1941 verließen die ersten Deportationszüge Wien, Prag und Berlin in Richtung Lodz, später Riga, Minsk und Kaunas.

Obwohl damit noch nicht ihre Ermordung beschlossen war, so war doch eine entscheidende Grenze überschritten. Von diesem Punkt aus waren alle Schritte möglich - auch die systematische Vernichtung.

Die planmäßige Ermordung mit Gas, nachdem schon zuvor kranke und behinderte Menschen in der sogenannten Euthanasie-Aktion mittels Kohlenmonoxid getötet worden waren, begann Anfang Dezember 1941 in Chelmno nahe Lodz. Dort hatte ein SS-Kommando ein Tötungszentrum mit abgedichteten Lastwagen eingerichtet, in deren Innenraum die Abgase des Motors geleitet wurden, nachdem NS-Gauleiter Greiser im Oktober bei Himmler um Genehmigung gebeten hatte, 100 000 als arbeitsunfähig eingestufte Juden töten zu lassen. Mitte Oktober hatte Himmler dem SS- und Polizeiführer in Lublin, Odilo Globocnik, allem Anschein nach den Auftrag erteilt, ein regionales Vernichtungslager in Belzec zu errichten. Im März 1942 folgte der Bau des Vernichtungslagers Sobibór, dann Treblinka. Ebenfalls im März setzten die "Räumungen" der jüdischen Ghettos in Polen ein, die Menschen wurden mit Zügen in die Vernichtungslager gefahren, um dort sofort in den Gaskammern ermordet zu werden.

Am 20. Januar 1942 fand in der einstigen Villa des Industriellen Ernst Marlier, nun Gästehaus des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD, jenes Treffen statt, das als "Wannsee-Konferenz" in die Geschichte eingehen sollte. Daran nahmen führende NS- und SS-Funktionäre im Range Heydrichs aus verschiedenen Ministerien und SS-Institutionen teil. Dabei wurde nicht, wie früher angenommen, die "Endlösung" beschlossen, die ja bereits im Gange war, als vielmehr, wie das Protokoll es ausdrückte, die "Parallelisierung der Linienführung" vereinbart, das heißt man verständigte sich auf Modalitäten des Massenmordes. Über elf Millionen Juden sollten im Zuge der "Endlösung der europäischen Judenfrage" getötet werden. Die detaillierte Länderliste führte auch Staaten wie Irland, Portugal, Spanien, England, Schweden, Finnland, die Schweiz und die Türkei auf, die gar nicht unter deutscher Gewalt standen, was offenbart, wie systematisch, umfassend und unbedingt diese Täter dachten.

Seit dem Frühjahr 1941 hatte der geschäftsführende Ernährungsminister Herbert Backe bei Hitler immer wieder auf die Lebensmittelkrise im Deutschen Reich aufmerksam gemacht.

Aus dem Generalgouvernement sollten noch mehr Nahrungsmittel als bisher ins Reich geschafft werden, indem dort die Rationen weiter gesenkt würden. Als die deutsche Besatzungsverwaltung einwandte, dass die Rationen für die Polen ohnehin schon viel zu gering seien, erwiderte Backe, dass es doch im Generalgouvernement noch 3,5 Millionen Juden gebe.

Anfang Juli 1942 besprach Backe sei-ne Mordpläne mit Hitler und Göring, ebenso fanden Unterredungen Hitlers mit Himmler statt. Der "Reichsführer SS" ordnete am 19. Juli nach einem Besuch des Vernichtungslagers Auschwitz an, dass es bis zum Jahresende keine Juden mehr im Generalgouvernement geben dürfe. Allein im Vernichtungslager Treblinka wurden binnen weniger Monate über 253 000 Menschen aus dem Ghetto Warschau mit Gas erstickt, darunter alle Kinder, die den Deutschen als besonders ungeeignet für die Zwangsarbeit erschienen. Weit über zwei Millionen Menschen fielen in diesen furchtbaren Monaten von Juli bis November 1942 dem systematischen Massenmord zum Opfer.

Aus Westeuropa setzten die Deportationen im März 1942 mit dem ersten Zug ein, der mit über tausend jüdischen Menschen das Lager Compiègne bei Paris in Richtung Auschwitz verließ. Die französische Polizei beteiligte sich dabei aktiv an der Verhaftung von Juden. Von den etwa 300 000 Juden, die sich 1940 in Frankreich aufhielten, zu einem großen Teil Menschen aus Deutschland und anderen Ländern Europas, die sich in Frankreich vor den Nazis in Sicherheit bringen wollten, wurden annähernd 75 000 deportiert und ermordet. Viele wurden noch ergriffen, als die Wehrmacht im November 1942 nach der Landung der Alliierten in Westafrika auch in die bislang unbesetzte Zone einmarschierte.

In den Niederlanden waren es die Lager Westerbork und Vught, aus denen die holländischen Juden in den Tod deportiert wurden. Von den 107 000 Anfang 1941 deportierten Juden überlebten nicht mehr als 5200. Aus Belgien, wo zahlreiche Juden untertauchen konnten, wurden etwa 25 000 Menschen deportiert; in Norwegen gelang es vielen, rechtzeitig nach Schweden zu flüchten, so dass dort nur ein Teil der jüdischen Gemeinde den Nationalsozialisten in die Hände fiel. Und in Dänemark konnten die Juden auf die Solidarität und den Widerstandswillen ihrer nichtjüdischen Nachbarn bauen, denn kurz vor der geplanten Deportation im Oktober 1943 gelang es den meisten, mit Booten nach Schweden zu entkommen.

Im Januar 1945 hatte die Rote Armee die deutsche Reichsgrenze erreicht und setzte zum Angriff an. Die SS löste daraufhin die Konzentrationslager auf und brachte die Gefangenen in entsetzlichen Fußmärschen in westlich gelegene Lager. Hunderttausende waren unterwegs durch das vom Krieg gezeichnete Deutschland. Die-se "Todesmärsche" erfolgten bei Eis und Schnee, ohne ausreichende Verpflegung, oftmals ohne Pause, und führten in aller Öffentlichkeit durch die Ortschaften. Zehntausende, die nicht mithalten konnten, wurden von den SS-Wachmannschaften erschossen oder starben unterwegs an Erschöpfung.

Am 27. Januar befreite die Rote Armee die überlebenden Häftlinge in Auschwitz. Über die letzten Tage, als die SS das Lager verlassen hatte, notierte der Schriftsteller Primo Levi, der 1944 aus Italien nach Auschwitz deportiert worden war und im Krankenrevier überlebte: "24. Januar. Freiheit. Die Bresche im Stacheldraht gab uns einen konkreten Begriff davon. Wenn man es sich richtig überlegte, so bedeutete das: keine Deutschen mehr, keine Selektionen, keine Arbeit, keine Schläge, keine Appelle und später vielleicht die Heimkehr. Aber es kostete Anstrengung, sich davon zu überzeugen, und keiner hatte Zeit, es zu genießen. Alles ringsum war Zerstörung und Tod. Der Leichenhaufen vor unserem Fenster wuchs jetzt über die Grabenränder hinaus."

Michael Wildt

Wildt MichaelDer habilitierte Historiker veröffentlichte 2002 die Studie "Generation des Unbedingten" über das Führungspersonal des Reichssicherheitshauptamtes. Wildt, 56, lehrt an der Berliner Humboldt-Universität deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt Nationalsozialismus.














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Höppner Rolf-Heinz

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Rolf-Heinz Höppner, né le 24 février 1910 à Siegmar-Schönau dans la Saxe, est un SS-Obersturmbannführer du Reichssicherheitshauptamt (RSHA). Le 16 juillet 1941, Rolf-Heinz Höppner, alors Sturmbannführer de l'état-major du chef suprême de la police et de la SS dans le Warthegau écrit à Adolf Eichmann :

« Au cours de discussions [...] diverses administrations ont abordé la solution de la question juive dans la région. On propose la solution suivante :

  • Tous les juifs du Warthegau sont rassemblés dans un camp de 300 000 personnes qui sera construit le plus près de la grande ligne ferroviaire charbonnière (Gdynia - Silésie).
  • Dans ce camp sont rassemblés tous les Juifs du Warthegau. Ceux qui sont aptes au travail pourraient être affectés à des commandos de travail et détachés du camp.
  • Selon le Brigadeführer-SS Wilhelm Albert, un camp de ce genre pourrait être gardé avec beaucoup moins de forces de police qu'actuellement. De plus le danger d'épidémie qui menace la population voisine des ghettos de Lodz et d'autres lieux serait réduit au minimum.
  • Les juifs courent le risque, cet hiver, de ne pouvoir être tous nourris. Il y a lieu de considérer sérieusement si la solution la plus humaine ne serait pas de liquider les juifs inaptes au travail par un moyen quelconque à action rapide. En tout cas, ce serait plus agréable que de les laisser mourir de faim.
  • On a proposé de stériliser dans ce camp toutes les juives en état de procréer de façon à ce que le problème juif soit totalement liquidé avec cette génération. » — Rolf-Heinz Höppner.

 

Personalien - Erich Kuby

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Der Spiegelpubliziert 19/09/1983 at 08:38 Uhr

Kuby ErichErich Kuby, 73, Journalist und Buchautor, der in seinem jüngsten Werk "Der Fall 'stern' und die Folgen" dem Hamburger Blatt und seiner verlegerischen Führungsmannschaft vorwirft, im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher in "Kameraderie mit 'unserem Bruder Hitler'" gewerkelt zu haben, geriet jetzt selbst in den Ruch, mit NS-Größen freundschaftlich umgegangen zu sein. Das "Hamburger Abendblatt" veröffentlichte ein von dem Tagebuch-Beschaffer Gerd Heidemann aufgenommenes Photo Kubys, das den Journalisten an Bord von Heidemanns Göring-Jacht "Carin II" zeigt - ins Gespräch vertieft mit Karl Wolff, 83, dem früheren Waffen-SS-General und Stabschef des "Reichsführers SS", Heinrich Himmler.

Die Zeitung zitiert zugleich eine Kuby-Eintragung in das Bordbuch der "Carin II": "Auf diesem stillen Meer, wenn man die Elbe hier schon so bezeichnen kann, haben wir mit General Wolff das herrliche Dritte Reich wiederauferstehen lassen." Kuby, der die Notiz "schon ganz vergessen" haben will, hatte sich auf der Jacht mit Wolff mehrfach zu Recherchen getroffen. Kuby-Kommentar zu dem Bordbuch-Eintrag: "Das ist eine Spitze gegen Herrn Wolff, die finde ich doch sehr schön."

Mehdorn Hartmut

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Mehdorn HartmutHartmut Mehdorn (born 31 July 1942 in Warsaw) is a German manager and current CEO of Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB), the owner and future operator of Berlin Brandenburg Airport. He served as CEO of Germany's second largest airline Air Berlin until he stepped down in January 2013. Until May 2009 he served as CEO of Deutsche Bahn AG, Germany's biggest railway company. After studying mechanical engineering in Berlin, he joined the construction development section of Focke-Wulf in Bremen.

From 1966 to 1978, Mehdorn worked for what later became known as the "Vereinigte Flugtechnische Werke-Fokker GmbH", his last position being that of production head at the "Nordwerke" of MBB (Messerschmitt-Bölkow-Blohm). From 1979 to 1984, he was a member of the management of Airbus Industrie S.A. in Toulouse, France, where he was responsible for production, purchasing, and quality assurance. Between 1984 and 1989, Mehdorn was head of the 'MBB Transport- und Verkehrsflugzeuge' group in Hamburg and from 1985 was also a member of the MBB management team in Munich.

From 1989 to 1992, Mehdorn had a joint function as chairman of Deutsche Airbus GmbH in Hamburg and, from 1992 to 1995, he was a member of the board of Deutsche Aerospace AG in Munich where he was responsible for the aviation corporate division. He was then chairman of the board of Heidelberger Druckmaschinen AG from 1997 to 1999, and, from 1998 to 1999, was also a member of the board of RWE where he was responsible for industrial holdings. Hartmut Mehdorn was CEO and Chairman of the Board of Management of Deutsche Bahn AG in Berlin from the end of 1999until he offered his resignation to the supervisory board on March 30, 2009.

In September 2011 he took over the position of CEO at Germany's second largest airline Air Berlin, where he had already been on the Board of non-executive directors for almost two years. Mehdorn is married to Frenchwoman Hélène Mehdorn (née Vuillequez) and has three grown-up children. He said in an interview that he speaks English with his wife because they didn't know each other's languages when they met and fell in love during Mehdorn's assignment in Toulouse. His wife speaks French with the children and he speaks German with them. Mehdorn is on the board of Stiftung Lesen.

Personalien - Hartmut Mehdorn

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Der Spiegelpubliziert 03/06/2013 at 08:51 Uhr

Mehdorn HartmutHartmut Mehdorn, 70, hadert mit seinem neuen Büro. Das Dienstzimmer des Berliner Flughafenchefs liegt in einem düsteren Verwaltungsbau - den ehemaligen Henschel Flugzeug-Werken am Rande des Airports Schönefeld. Die langen Flure und kleinen Einzelzimmer findet Mehdorn kommunikationsfeindlich.

Mit seinen wichtigsten Kollegen verbringt er deshalb seit Mai den größten Teil seines Arbeitstages im neuen, fast fertiggestellten Terminal: Wo künftig Passagiere am Gate auf ihren Abflug warten sollen, steht nun, mit freiem Blick aufs leere Rollfeld, ein Vierertisch für Mehdorn, seinen Bauleiter Horst Amann und zwei weitere Manager.

Andere Mitarbeiter und Unternehmensberater von Roland Berger haben ihren Arbeitsplatz in Sichtweite neben Check-in-Schaltern bezogen - das Team soll im neuen "War Room" möglichst nah an den zu lösenden Problemen sitzen. Anders als von den Sicherheitsleuten gewünscht, läuft Mehdorn übrigens ohne Helm und Schutzweste durchs Terminal.


Personalien - Joachim Gauck

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Der Spiegelpubliziert 21/05/2012 at 08:56 Uhr

Gauck JoachimJoachim Gauck, 72, Bundespräsident, hat Ärger mit selbsternannten Ghostwritern. Anonyme Täuscher betreiben seit Wochen Websites wie www.joachimgauck. com, www.jgauck.de oder www.praesidialamt.com. Noch Anfang vergangener Woche erweckte der Inhalt dieser Website den Eindruck, Gauck würde dort offiziell Bürgeranfragen beantworten. Darauf fielen sogar der Flüchtlingsrat Niedersachsen und die Nachrichtenagentur dapd herein: Sie verbreiteten eine angebliche Gauck-Botschaft zu einem Abschiebefall. Inzwischen sind die Statements gelöscht.

Die Fälscher, die auch für die Occupy-Bewegung werben, klagen nun darüber, dass das Bundespräsidialamt "Anzeige" bei der Domain-Registrierungsstelle Denic erstattet habe. Gauck-Sprecher Andreas Schulze wollte sich dazu nicht äußern. Er versicherte lediglich, das Staatsoberhaupt betreibe keine andere Seite als www.bundespraesi dent.de. Das Amt werde "auch weiterhin darauf hinwirken, dass dies jederzeit klargestellt ist".

Berthold Beitz

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Der Spiegelpubliziert 20/11/1995 at 09:25 Uhr

Beitz BertholdVerkörpert wie kein zweiter den Wiederaufstieg der deutschen Industrie nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Krupp-Generalbevollmächtigter führte er den im Krieg zerbombten und nach 1945 entflochtenen Traditionskonzern zurück an die Spitze der weltgrößten Stahlkonzerne. Heute beschäftigt das mittlerweile mit der Hoesch AG fusionierte Unternehmen weltweit rund 66 000 Mitarbeiter. Beitz, der auch zu Zeiten des Kalten Krieges in Osteuropa ein angesehener Gesprächspartner war, gilt als Wegbereiter der Entspannungspolitik.

Der begeisterte Sportler Beitz, der sich in den achtziger Jahren auch als Vize des Internationalen Olympischen Komitees engagierte, war für die ehemalige Waffenschmiede Krupp der richtige Mann zur richtigen Zeit: Als kaufmännischer Leiter der Ölförderung in Boryslaw, südlich von Lemberg, hatte er jüdische und polnische Arbeiter vor der Deportation ins Konzentrationslager gerettet und wurde dafür später in Israel mit dem Titel "Gerechter der Völker" ausgezeichnet. Krupp-Erbe Alfried Krupp von Bohlen und Halbach holte Beitz 1953 als seinen Generalbevollmächtigten nach Essen.

Nach dem Tod Alfried Krupps 1967 rückte Testamentsvollstrecker Beitz an die Spitze des Kuratoriums der neugegründeten "Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung", die bis heute die Mehrheit der Krupp-Aktien hält. Die Familie Krupp blieb auf Wunsch Alfried Krupps von der Führung des Konzerns ausgeschlossen. Dagegen protestiert sie bis heute. Prominente Unterstützung erfuhren die Familienmitglieder durch einen jetzt publizierten Aufsatz von Brigitte Seebacher-Brandt. Die Witwe des SPD-Altbundeskanzlers, heute als Kulturchefin bei der Deutschen Bank beschäftigt, hatte Beitz rüde attackiert: "Er thront unter einem riesigen Bild jenes Alfried Krupp, dessen anderes Ich er zu sein vorgibt. Wie alle Männer, die Anleihen machen, um zu wirken, begegnet er jeder Unziemlichkeit mit dem rhetorischen Fallbeil und einem Blick, der kalt ist und selbstherrlich." Im SPIEGEL-Gespräch antwortet Beitz, 82, seinen Widersachern.

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Krupp Margarethe

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Krupp MargaretheMargarethe Krupp (15. März 1854 in Breslau ; 24. Februar 1931 in Essen) geborene Freiin von Ende, war Ehefrau des Unternehmers Friedrich Alfred Krupp (1854–1902), treuhändische Konzernleiterin und Stiftungsgründerin. Margarethe war die Tochter des preußischen Oberpräsidenten August Freiherr von Ende und dessen Ehefrau Eleonore, geborene Gräfin von Königsdorff (11. Februar 1831 in Lohe ; 10. Mai 1907 in Wiesbaden). Sie heiratete 1882 den Unternehmer Friedrich Alfred Krupp (1854–1902), den sie bereits zehn Jahre zuvor bei einem Besuch in Essen kennengelernt hatte. 1886 wurde Tochter Bertha und 1887 Tochter Barbara († 1972), geboren, die 1907 Baron Tilo von Wilmowsky heiratete.

Für zwei Jahre besuchte Margarethe Krupp eine Höhere Töchterschule. Nach dem sie ein Lehrerinnenseminar besucht hatte, war sie Erzieherin in England und am Hof von Anhalt in Dessau. Nach dem Tod ihres Ehemannes führte sie wegen Minderjährigkeit der Tochter und Alleinerbin Bertha treuhänderisch als Konzernleiterin das Unternehmen gemeinsam mit Aufsichtsrat und Direktorium weiter. Aus der Krupp Gussstahlfabrik machte sie die Aktiengesellschaft Friedrich Krupp AG. Die Mehrheit der Aktien blieb im Besitz der ältesten Tochter Bertha.

Margarethe Krupp engagierte sich in den Bereichen der Kunst und des Sozialen. Sie unterschrieb, anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter Bertha vom 15. Oktober 1906, am 1. Dezember 1906 eine Willenserklärung zur Gründung der Margarethe-Krupp-Stiftung für Wohnungsfürsorge, die mit der Genehmigungsurkunde vom 27. Mai 1907 rechtskräftig wurde. Sie stattete die Stiftung mit 50 Hektar Land und einem Kapital von einer Million Mark zur Errichtung von Wohnhäusern aus. Die Leitung der Stiftung wurde unter dem Vorsitz des Essener Oberbürgermeisters paritätisch mit Mitgliedern des Stadtrates und der Kruppschen Konzernverwaltung besetzt, wobei sich an der Stiftungsverfügung bis heute nichts geändert hat. Auf dem 50 Hektar großen Gelände entstand die Siedlung Margarethenhöhe, heute ein eigenständiger Stadtteil der Stadt Essen. Dazu beauftragte Margarethe Krupp 1908 den Reformarchitekten Georg Metzendorf (1874–1934). Weitere nicht zu bebauende 50 Hektar Land stiftete Margarethe Krupp 1907 der Stadt Essen, das als Waldpark die Siedlung umschließt. Ferner gründete sie eine Stiftung für die Krankenpflege von Werksangehörigen.

Seit 1905 bemühte sie sich um die Sammlung der Familienüberlieferung der Familie Krupp. Diese Sammlung bildete neben dem Firmenarchiv einen Grundbestandteil für das Historische Archiv Krupp. Margarethe Krupp starb im Alter von 76 Jahren im Kleinen Haus der Villa Hügel. Sie wurde auf dem Friedhof am Kettwiger Tor südlich des Hauptbahnhofes beigesetzt. 1955 zwangen kommunale Baumaßnahmen zu einer Verlegung der Grabstätte. Sie befindet sich seitdem auf dem städtischen Friedhof Bredeney an der Westerwaldstraße in Essen.

Margarethe und Friedrich Alfred Krupp wurden vom Kunstmaler Prof. Bruno Piglhein porträtiert. Die beiden Ölgemälde befinden sich heute in der Villa Hügel in Essen, dem damaligen Wohnsitz der Familie Krupp. Auch Hermann Kätelhön porträtierte Margarethe Krupp. Am 8. August 1912, anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Werkes wurde Margarethe Krupp die erste Ehrenbürgerin der Stadt Essen. Stationen ihres Lebens zeigte das ZDF im März 2009 in dem Fernseh-Dreiteiler Krupp - Eine deutsche Familie, in dem Margarethe von Barbara Auer verkörpert wird. Die denkmalgeschützte Margarethensiedlung der Hütten- und Bergwerke Rheinhausen in Rheinhausen-Hochemmerich ist nach Margarethe Krupp benannt.

Krupp Friedrich Alfred

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Krupp Friedrich Alfred Friedrich Alfred Krupp (17. Februar 1854 in Essen ; 22. November 1902 ebenda) war ein deutscher Industrieller und Politiker. Friedrich Alfred Krupp erhielt eine klassisch humanistische Schulbildung am Königlichen Gymnasium am Burgplatz zu Essen. Er baute die von seinem Großvater Friedrich Krupp gegründete und von seinem Vater Alfred Krupp 1887 übernommene Kruppsche Gussstahlfabrik, die heute in der Thyssen Krupp AG aufgegangen ist, weiter aus.

Die Fabrik, die Friedrich Alfred Krupp durch ein neues Hüttenwerk in Rheinhausen ergänzte, produzierte hauptsächlich Rüstungsgüter. Die Zahl der Arbeiter, für die er zahlreiche soziale Maßnahmen einleitete, verdoppelte sich unter seiner Leitung auf fast 45.000. Sein soziales Engagement war für die damalige Zeit revolutionär, denn er war beispielsweise der Urheber der Siedlung Altenhof in Essen-Rüttenscheid. Diese stilvollen Häuser der Siedlung durften ehemalige Werksangehörige kostenlos bewohnen. Sie sollten hier Abstand vom damals grauen industriellen Alltag gewinnen.

Von 1893 bis 1898 gehörte Friedrich Alfred Krupp als Abgeordneter des Wahlkreises Essen dem Reichstag an. Im Reichstag trat er der Fraktion der Freikonservativen bei. Friedrich Alfred Krupp heiratete 1882 Margarethe Krupp, geborene Freiin von Ende, mit der er die gemeinsamen Töchter Bertha und Barbara hatte. Krupp war ein Liebhaber der Insel Capri, auf der er von 1899 bis 1902 die Wintermonate verbrachte. Auf Capri ließ er einen steilen Serpentinenweg in den Felsen schlagen, die spätere Via Krupp, die heute eine Touristenattraktion darstellt. Die Meeresforschung war Krupps Hauptbeschäftigung auf Capri. Vor Ort hatte er Kontakte zu anderen Naturforschern wie Felix Anton Dohrn und Ignazio Cerio.

An der Marina Piccola hatte er sich im Winter 1901/02 eine Höhle für gemütliches Beisammensein und „diverse Festivitäten“ im Freundeskreis Congrega di Fra Felice ausbauen lassen. Umstritten ist, ob er in dieser Höhle Exzesse mit jugendlichen Liebhabern feierte, oder ob solche Vorwürfe lediglich Teil einer Erpressung durch einen Journalisten waren. Krupp erfuhr im Juni 1902 von solchen Vorwürfen und am 15. und 20. Oktober griff ihn die italienische Zeitung Propaganda als Päderasten an, am 15. November 1902 beschrieb ihn dann auch die deutsche sozialdemokratische Zeitung Vorwärts als homosexuell. Kurz darauf, am 22. November, verstarb er in der Villa Hügel in Essen. Offiziell wurde ein Gehirnschlag als Todesursache angegeben, Teile der Presse sahen darin einen Selbstmord.

Friedrich Alfred Krupp wurde auf dem Friedhof am Kettwiger Tor an der Hohenburgstraße in Essen beigesetzt. Wegen Erweiterung des Bahnhofsvorplatzes 1910 wurde das Grab an die Freiheit südlich des Hauptbahnhofes verlegt. 1955 erzwangen kommunale Baumaßnahmen erneut eine Verlegung der Grabstätte. Sie befindet sich seitdem auf dem städtischen Friedhof Bredeney an der Westerwaldstraße in Essen. In seinem Testament verfügte er die Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft, deren Aktien seine ältere Tochter Bertha erhielt.

Longtime Mayor of Jerusalem Dies at 95

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The Washington Postpublished 02/01/2007 at 03:58 PM by Scott Wilson

Jerusalem, Jan. 2 -- Teddy Kollek, 95, the irrepressible champion of this volatile city during a nearly three-decade tenure as mayor that spanned war, uprising and shifting demographics, died here Tuesday. No cause of death was reported.

Kollek TeddyMr. Kollek, long associated with the center-left Labor Party, was elected six times to lead Jerusalem starting in 1965. A kibbutz leader who took up arms against Arabs as a young man, he was perceived during his mayoralty as an avuncular and populist figure who promoted Jewish-Arab coexistence in a city physically divided until Israel annexed the eastern neighborhoods following the 1967 Middle East War.

"Some people seem to think that if we make it hard for [the Arabs], they'll leave," he once said. "Believe me, they won't."

Although his vision of a united city remains elusive in many ways, Mr. Kollek was hailed Tuesday as the driving force behind Jerusalem's evolution from a parochial hilltop town coveted by the world's leading religions and contested by the Palestinian people to a modern metropolis of arts, tourism and the numerous cultural landmarks he engineered during his decades in office.

Named for Theodor Herzl, the chief theorist of modern Zionism, Theodor Kollek was born May 27, 1911, in Nagyvaszony, near Budapest. He was raised in Vienna, where his father became a director of the Rothschild bank.

Teddy Kollek once said didn't experience much anti-Semitism as a young man, which he attributed to his blond hair. However, he was once roughed up by Austrian nationalists offended that he was associating with Jews. He became increasingly involved in a Zionist youth group.

"In those days in Europe there were youth movements much more than today, and much more than you ever had here," he told the Times of London. "Growing up you could either join the socialist youth movement, or the Austrian nationalist one which, as Jews, we couldn't very well do or a Zionist movement."

Teddy Kollek immigrated to the British mandate of Palestine in 1934 and helped found kibbutz Ein Gev on the shores of the Sea of Galilee and near the Syrian border. He defended the kibbutz against several Arab attacks during a period of Arab revolt.

In 1938, he went to London to gain support among prominent Jews and newspaper editors to arrange the release of 3,000 young Jews from concentration camps and organize their relocation in England. He met in Vienna with a bland Nazi functionary overseeing Jewish emigration from Austria, Adolf Eichmann, who later became one of the foremost planners of Jewish extermination.

"He gave the impression of being a minor clerk," Mr. Kollek later wrote of the successful encounter with Eichmann, "aggressive, not loud and not impolite. But he kept me standing throughout the interview."

Mr. Kollek spent much of World War II based in Istanbul and performing intelligence missions at the behest of David Ben-Gurion, the Zionist leader who became the first prime minister of the new state of Israel. After the war, he organized weapons shipments to the nascent Jewish state's fledgling armed forces before the United Nations partition of Palestine in 1947.

He was appointed Israel's envoy to Washington following the state's founding in May 1948 and ran then-Prime Minister Ben-Gurion's office for a decade. During the 1950s, Mr. Kollek was credited with being a master organizer of practical projects, such as water desalinization at home and sending aid relief abroad. He also founded the state's tourism office, arguing correctly that opening the country to foreign currency was the best way to boost the economy.

 Mr. Kollek stayed on briefly in the successor administration of Prime Minister Levi Eshkol but left when a political dispute erupted between Ben-Gurion and Eshkol. The municipal-minded Mr. Kollek focused on building a national museum until Ben-Gurion urged him to run for Jerusalem mayor.

Mr. Kollek gained international acclaim in the years following his 1965 election as mayor, a tenure marked by a mix of cheerful globe-trotting to promote Jerusalem and raise money on its behalf and tireless work developing the city itself.

After Israeli forces occupied East Jerusalem in June 1967, Mr. Kollek reached out to Arab residents in an effort to bridge religious and cultural divides that persist in this city of 700,000 residents. Israel's annexation of East Jerusalem, including the Old City, is not recognized internationally.

He established an Arab liaison office to address inequalities in education funding, public transit and other municipal services between the city's Arab and Jewish neighborhoods. He walked the streets daily, and despite his fame, continued to list his home number in telephone directories throughout his tenure.

Mr. Kollek once said, "We proved that Jerusalem is a better city united than divided." But after the start of the most recent Palestinian uprising in the fall of 2000, he suggested that some of the city's Arab neighborhoods be turned over to Palestinian control, saying, "I think we need to give something to them and have part for ourselves. It will never be easy."

Mr. Kollek permanently altered the city's landscape, adding world-class cultural institutions that have expanded Jerusalem's draw as a tourist destination. The Israel Museum, which cascades down a prominent ridgeline in the city's center, and the Jerusalem Theater are among his most important cultural legacies. The modern soccer venue, known as Teddy Stadium, was dedicated to him.

At 82, Mr. Kollek ran reluctantly for a seventh term in 1993, reportedly at the urging of Prime Minister Yitzhak Rabin, also of the Labor Party. Rabin hoped a Kollek win would show popular support for the 1993 Oslo Accords that Rabin made with the Palestinians and that would lead to self-rule to the occupied territories.

Mr. Kollek's defeat to Ehud Olmert, the Likud Party candidate and now prime minister, represented the end of the Labor party's domination of Jerusalem politics and reflected the city's demographic shift to a more religious and conservative population.

That trend persists today, and Jerusalem's arts advocates say funding has fallen for cultural programs since his departure.

Since leaving office, Mr. Kollek continued his work for the Jerusalem Foundation, an organization he helped found 40 years ago.

Survivors include his wife, Tamar Schwartz Kollek, whom he married in 1937; a son, Amos; and a daughter, Osnat.

Lenz Siegfried

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Lenz Siegfried Siegfried Lenz, né le 17 mars 1926 à Lyck en Prusse-Orientale (aujourd'hui Ełk en Pologne), est l'un des écrivains allemands les plus connus de la littérature de l'après-guerre et d'aujourd'hui, et un scénariste allemand. Il est l'auteur de quatorze romans et de nombreux recueils de courtes histoires, d'essais et de pièces radiophoniques ou théâtrales.

Il a obtenu le Prix Goethe à Francfort-sur-le-Main en 1999. Lenz est le fils d'un officier de la douane. Il finit ses études en 1943 et est enrôlé dans la marine allemande. Selon des documents du fichier central du parti nazi, il aurait adhéré à ce dernier le 12 juillet 19431. Peu avant la fin de la Seconde Guerre mondiale, au Danemark, il déserte, mais est fait prisonnier de guerre à Schleswig-Holstein.

La guerre finie, il étudie la philosophie, l'anglais et l'histoire de la littérature à l'université de Hambourg. Il interrompt rapidement ses études mais est tout de même engagé au quotidien allemand Die Welt, dont il est rédacteur en chef de 1950 à 1951. C'est là qu'il rencontre celle qu'il épousera en 1949, Liselotte (décédée le 5 février 2006). Dès 1951, Lenz travaille comme écrivain indépendant à Hambourg. Depuis 2003, il est professeur honoraire à l'université Heinrich Heine de Düsseldorf.

Cutler John Charles

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Cutler John CharlesJohn Charles Cutler, M.D. (June 29, 1915 – February 8, 2003) was a senior surgeon, and the acting chief of the venereal disease program in the United States Public Health Service. Following his death in 2003, his involvement in several controversial and unethical medical experiments regarding syphilis was revealed, including the Guatemala and the Tuskegee syphilis experiment. Cutler was born on June 29, 1915 in Cleveland, Ohio, to Grace Amanda Allen and Glenn Allen Cutler. He graduated from Western Reserve University Medical School in 1941, and joined the Public Health Service in 1942. In 1943 he worked as a medical officer in the U.S. Public Health Venereal Disease Research Laboratory on Staten Island.

Cutler oversaw the syphilis experiments in Guatemala in the 1940s, during which doctors deliberately infected an estimated 1500 Guatemalans, including orphans as young as nine, soldiers, prisoners and mental patients with syphilis without the informed consent of the subjects. This study not only violated the hippocratic oath but it echoed Nazi crimes exposed around the same time at the Nuremberg trials. In 1954, Cutler was in charge of experiments at Sing Sing prison to see if a vaccine made from the killed syphilis bacterium, would protect prisoners against infection when he later exposed them to the bacterium. Those infected were later treated with penicillin. Cutler became assistant surgeon general in 1958.

In the 1960s, Cutler was involved in the ongoing Tuskegee syphilis experiment, during which several hundred African-American men who had contracted syphilis were observed, but left untreated. In “The Deadly Deception”, the 1993 Nova documentary about the Tuskegee experiments, Cutler states, “It was important that they were supposedly untreated, and it would be undesirable to go ahead and use large amounts of penicillin to treat the disease, because you’d interfere with the study.”

In 1967 Cutler was appointed professor of international health at the University of Pittsburgh, where he also served as chairman of the department of health administration and acting dean of the Graduate School of Public Health in 1968–1969. He died on February 8, 2003 at Western Pennsylvania Hospital in Pittsburgh. The university started a lecture series in his name after his death, but discontinued it in 2008 when his role in the Tuskegee experiment emerged.


Obituary: John Charles Cutler - Pioneer in preventing sexual diseases

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post-gazettepublished 12/02/2003 at 09:27 PM by Jan Ackerman, Post-Gazette Staff Writer

Long before AIDS became an international health problem, Dr. John Charles Cutler led the way in trying to prevent and control sexually transmitted diseases around the world.

Cutler John CharlesDr. Cutler, a former assistant surgeon general of the U.S. Public Health Service, was part of a group that in 1944 worked out the ways penicillin could be used to treat syphilis.

As one of the founders of the Family Health Council of Western Pennsylvania in 1971, he worked tirelessly to find better ways to provide affordable reproductive health-care services to women who need them.

"He thought every person should have access to these services, regardless of income," said Richard Baird, acting president of the Family Health Council.

"To him, health was more than simply studying microbes. It was life," said Ravi Sharma, professor of demography at the University of Pittsburgh Graduate School of Public Health.

Sharma said Dr. Cutler looked at the study of health in a "holistic" fashion, relating it to social, political, economic and cultural customs.

"He was a pioneer who had firsthand experiences of living and working in the Third World," he said.

Dr. Cutler, of Point Breeze, a retired professor at Pitt's Graduate School of Public Health, died Saturday at West Penn Hospital of pneumonia following a heart attack. He was 87.

His wife of 60 years, Eliese S. Cutler, said he was modest about his personal accomplishments but resolute in his mission.

Interviewed in 1988, Dr. Cutler told a reporter for The Pittsburgh Press that the AIDS problem was a replay of venereal disease scenarios of bygone years.

"The control of AIDS will come only when there's a shift from a preachy, moral approach to a medical viewpoint," he said.

"The kind of education that worked during World War II is needed again. The military services provided education about venereal disease and backed it up with making condoms and prophylaxis kits readily available."

Dr. Cutler was born and raised in Cleveland and graduated from Western Reserve University Medical School in 1941 with a Phi Beta Kappa key. In 1942, he joined the Public Health Service as a commissioned officer and remained active until 1967. During World War II, he was a medical officer on convoy duty in the Coast Guard.

His interest in the prevention and control of sexually transmitted diseases began in 1943 when he worked as a medical officer in the U.S. Public Health Venereal Disease Research Laboratory in Staten Island, N.Y. That led to his appointment to head a venereal disease research program for the Pan American Sanitary Bureau in Guatemala in 1948.

In 1949, the World Health Organization asked him to lead a venereal disease demonstration program for Southeast Asia that was based in India, which had won its independence from the British crown in 1947.

"There were 80 Americans in all of India," said Dr. Cutler's wife, who accompanied him there and to other international posts. She said her husband was always proud that he was able to raise the Indian flag in Simla, India, after the independence.

After returning to the States in 1950, Dr. Cutler continued to rise in rank until he became assistant surgeon general of the U.S. Public Health Service in 1958.

In 1960, he worked for the Allegheny County Health Department, organizing the final polio vaccination program in the Hill District. From 1961 to 1967, he was an assistant and then deputy director of what later became the Pan American Health Organization in Washington, D.C.

He returned to Pittsburgh for good in 1967 when he was recruited as professor of international health to head the population division in the Graduate School of Public Health at Pitt. In that post, Dr. Cutler was instrumental in getting funds for a major international health project in West Africa. With federal funding, he organized a program that enabled obstetricians and gynecologists from Third World countries to come to the United States for training in reproductive health technology.

He served as chairman of Pitt's department of health administration and was acting dean of the Graduate School of Public Health in 1968 and 1969.

Dr. Gordon MacLeod, professor of health policy and management at the graduate school, said Dr. Cutler had continued to return to the school on a weekly basis until a few weeks ago.

"He was a much beloved professor, both at the graduate school [of Public Health] and at the Graduate School of Public and International Affairs," MacLeod said.

In addition to his wife, Dr. Cutler is survived by a sister, Elizabeth Cobb of Manson, Wash.

Friends will be received at John A. Freyvogel Sons Funeral Home, 4900 Centre Ave. at Devonshire Street, Shadyside, from 7 to 9 p.m. today and one hour prior to an 11 a.m. memorial service tomorrow.

Punishing the Needy: Russian NGO Law Hurts Nazi Victims

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Der Spiegelpubliziert 21/06/2013 at 10:17 AM by Matthias Schepp in Volgograd

Many Russians who survived World War II, Nazi concentration camps, forced labor and postwar persecution depend on aid from foreign NGOs. Vladimir Putin's new law labelling such groups as "foreign agents" could strip them of needed help.

Alexandra Kainova

Alexandra Kainova, 87, was a forced laborer in Germany during the war and suffered as a suspected collaborator upon returning home to Russia. Donations from Germany help her pay for needed medications. "Write that Putin should repeal this law," she told SPIEGEL ONLINE, because it once again casts suspicion on her as a traitor to her homeland.

The light shines through the window of a small office in downtown Volgograd and onto the forearm of Galina Sashina. There, tattooed in blue ink, is the number 62084. "The Germans put it there when I was deported to Auschwitz in September 1943," she says. At the time, she was eight. Now 77, Sashina is head of an association of survivors of German concentration camps in Volgograd, formerly known as Stalingrad.

The elderly woman speaks about the suffering the Germans inflicted on her and her family, though does so without hate. She talks about her father, who fought as a partisan against the German army until they shot and killed him. She recounts how they hid in the woods and how her mother admonished them that the Germans' airplanes carried a special device in their steel bellies that could pick up even the faintest human voices in the forests. She speaks of being captured at gunpoint and crammed into cattle cars, of how her mother and brother died in Auschwitz.

Sashina still cannot forget one night in the concentration camp. She lived in a barrack with her grandmother. Galina slept in the top of the bunk bed, her grandmother in the bottom. "Your grandma is already dead," whispered someone sleeping nearby. "Just touch her." Galina nudged her grandmother's leg and was startled when she felt how cold it was. "Grandma, are you still alive," she whispered. "Yes," the old woman quietly replied. But it wasn't long before Galina's grandma really was dead. And with her vanished all hope and support.

Nevertheless, Sashina survived. From her years in captivity, she can still remember a few scraps of German. "Eyes right and march!" the camp thugs would bellow.

Expansion of 'Foreign Agents' Law

Today, Sashina's interactions with Germans are much more positive. Some 700 Volgograd residents who either survived concentration camps or were shipped to Germany during the war to serve as forced laborers, continue to benefit from an aid program set up as part of Volgograd's partnership with the German city of Cologne.

The project aims to foster reconciliation between Russians and Germans, who fought against each other in two world wars. It pays for six social workers, a consulting physician and a full-time assistant. "Suddenly we're all supposedly foreign agents," says Irina, one of the social workers. "And that's just because the Germans donate money for us."

Last summer, the State Duma, the lower house of Russian parliament, passed a law forcing nongovernmental organizations (NGOs) that are politically active and receive funding from abroad to register themselves as "foreign agents." The term "agent" was consciously chosen for the way it can mean not only authorized proxy, but also spy. Russian President Vladimir Putin has used the law to criminalize opposition elements outside of parliament and to depict America and the West as enemies of Russia.

Putin and his political apparatus originally pushed through the NGO law to undermine those of his government's opponents who received funding from abroad. But now, the law is seeing extensive use even against non-political organizations, such as against the "Angler and Hunter Club" in Yaroslavl, a major city some 250 kilometers (160 miles) northeast of Moscow. This expansion has also come to threaten the broad network of German-Russian partnerships that have sprung up since the end of the Cold War, such as the Cologne-Volgograd project.

Dependent on German Help

Few in Volgograd are as dependent on this assistance as 87-year-old Alexandra Kainova. During the war, she was deported from Stalingrad to a forced labor camp in Töchin, 40 kilometers south of Berlin. In the evenings, while her crew returned back to the camp from the munitions and textile factories they worked in, she and her best friend, Tonia, would often sneak away in search of food. "The guards had pistols," she says. "But hunger was stronger than fear." They would beg farmers for potatoes. And then they would sneak back into the camp though a hole they had dug under the barbed-wire fence.

But one day, the guards caught Tonia, and Kainova's friend was forced into a detention cell. "It was cold there and full of water. She died a miserable death," Kainova says. "I don't understand how the Germans could be so cruel."

Today, Kainova lives in a small apartment in Volgograd. Her living room holds a dresser with plastic flowers, a cabinet, a bed, a refrigerator dating back to the 1970s and a TV, which she bought with the modest compensation she received from the German government in the 1990s.

Irina, the social worker, brings by some medications for Kainova. Some are for Kainova's eyes, because she is almost blind in one eye. Others are to combat calcification of her arteries, her constant joint pains and to help her weak heart. Part of the money for the medication comes from Germany. Her pension, the equivalent of €300 ($400) a month, isn't enough to pay for the expensive pills. German donations have also paid for her support stockings and an orthopedic mattress.

Kainova quotes a poem by Erich Weinert, a German Communist writer: "365 mornings, the same worries; 365 days, the same troubles; 365 nights from which one doesn't want to awake." Kainova learned the poem during her German class in grade school. "Troubles and worries," she says. "That's pretty much what my entire life has looked like."

Shadows of Suspicion

Kainova's mother died when she was just a year old. Her father succumbed to a lung infection during the war's first winter. For weeks, the family survived almost entirely on turnips.

In May 1945, the Red Army liberated Kainova from her labor camp. But her suffering didn't end once she returned home. Stalin treated forced laborers who had helped the Germans as collaborators. As a result, Kainova was forced to work felling trees in a village outside Stalingrad for the first years after the war. Kainova has never told even her neighbors about her years in Germany. She has heard of cases in which parents have rejected children who had been forced laborers and one where a man quit talking to his wife after she told him about her years in Germany.

At the end of our conversation, Kainova has one request. "Write that Putin should repeal this law," she says, because it once again casts suspicion on her as a traitor to her homeland. She knows the feeling from the Stalin era.

 

Galina Sashina was deported to Auschwitz in 1943

Galina Sashina was deported to Auschwitz in 1943 and now heads an association of survivors of German concentration camps in Volgograd, the former Stalingrad. The group receives aid as part of Volgograd's partnership with the western German city of Cologne. But now such aid is under threat.

 

Galina Sashina with Werner Völker

Galina Sashina with Werner Völker, the head of the Volgograd-Cologne city partnership: Last summer, the State Duma, the lower house of Russian parliament, passed a law that forced nongovernmental organizations (NGOs) that are politically active and receive funding from abroad to register themselves as "foreign agents."

 

Vladimir-Putin.jpg

Putin originally pushed through the NGO law to undermine those of his government's opponents who received funding from abroad. But now the law is seeing extensive use even against non-political organizations. This expansion has also come to threaten the broad network of German-Russian partnerships that have sprung up since the end of the Cold War, such as the Cologne-Volgograd project.

Warum München?

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Zeit Onlinepubliziert 09/03/2012 at 10:55 Uhr von Georg Etscheit

Die "Stadt der Bewegung" tut sich seit je schwer mit ihrer braunen Geschichte. Doch nun wird am 9. März endlich der Grundstein für das lang geplante NS-Dokumentationszentrum gelegt.


Adolf Hitler und anderen Nationalsozialisten
Diese Aufnahme von Adolf Hitler und anderen Nationalsozialisten entstand um 1935 im "Braunen Haus" in München – der Parteizentrale der NSDAP.

Jedes Jahr am 9. November brennt Wolfram Kastner mit einem Gasbrenner ein kreisrundes Loch in den gepflegten Rasen des Münchner Königsplatzes. Damit will er an den Scheiterhaufen vom 10. Mai 1933 erinnern, als Studenten der Münchner Universitäten die »volkszersetzenden« Bücher und Zeitschriften verfemter Schriftsteller und Journalisten verbrannten. Doch die Aktion soll mehr sein als ein bloßes Memento. Der Münchner Künstler will auch ganz buchstäblich verhindern, dass Gras über die NS-Zeit wächst in der einstigen »Hauptstadt der Bewegung«, die sich bis heute schwer damit tut, sich ihrer Geschichte als Brutstätte der Naziideologie und Gründungsort der NSDAP offen zu stellen.

Erst jetzt, fast siebzig Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur, macht München ernst mit Aufklärung und Erinnerung. Unweit des Königsplatzes gähnt schon ein Loch: Hier, an der Brienner Straße, auf dem früheren Gelände des »Braunen Hauses«, des Sitzes der NSDAP-Reichsleitung, entsteht bis 2014 das lange geplante »Dokumentations- und Informationszentrum über die NS-Zeit«; am 9. März wird feierlich der Grundstein gelegt. Ein Lernort, kein klassisches Museum soll der weiße Kubus werden. Warum München? Wie konnte es dazu kommen? Was geht mich das an? Auf diese drei Leitfragen sollen die Besucher Antworten erhalten. Auch die Geschichte des Dokumentationszentrums selbst soll Thema sein.

In der Stadt, die Hitler liebte wie keine andere – ehemalige NS-Prunkbauten wie das Haus der Kunst verraten es –, gibt es nur spärliche Hinweise auf jene Zeit. Man wolle München nicht mit Erinnerungstafeln zupflastern, sagt Kulturreferent Hans-Georg Küppers und verweist auf das stadtgeschichtliche Internetprojekt »Memory Loops«, das 300 »Tonspuren« (Zeitzeugenberichte und andere eingelesene Dokumente) mit einem Online-Stadtplan verknüpft. Die Seite werde häufig angeklickt, berichtet Küppers.

Wie schwer es München fiel, seine Bedeutung für Hitlers Aufstieg anzuerkennen, weiß niemand besser als Klaus Bäumler. Seit Jahrzehnten engagiert sich der frühere Verwaltungsrichter und langjährige Vorsitzende des Bezirksausschusses Maxvorstadt, eines Stadtteilparlamentes, zusammen mit dem Architekturprofessor Wilfried Nerdinger dafür, dass die Erinnerung an die NS-Jahre wachgehalten wird. »Alles original aus der Zeit«, sagt Bäumler bei einer Tasse Kaffee in der Cafeteria der Musikhochschule und deutet auf die Holzvertäfelung des Raumes.

Eigentlich ist »Unbefugten« der Zutritt zur Hochschule verboten, doch immer wieder verirren sich Touristen hierher auf der Suche nach Überresten der Nazidiktatur. Wer sich über die Geschichte des Hauses, das einmal »Führerbau« hieß und ein Repräsentationsgebäude des Regimes war, informieren will, muss indes lange suchen. An einem der Treppenaufgänge, über den Hitler und Mussolini 1938 zur Unterzeichnung des Münchner Abkommens schritten, entdeckt man schließlich ein paar Zeilen. Sie sind das Überbleibsel einer von Wolfram Kastner organisierten Kunstaktion über das Schicksal jüdischer Komponisten aus München. Der Saal, in dem das verhängnisvolle Abkommen unterzeichnet wurde, mit dem England und Frankreich Hitler die Tschechoslowakei de facto zur freien Verfügung überließen, ist für Besuchergruppen nur nach telefonischer Anmeldung zugänglich.

Vorangetrieben von lokalen Initiativen, habe die Dokumentation von »Täterorten« bereits Anfang der achtziger Jahre begonnen, sagt Klaus Bäumler. Doch die Bemühungen stießen auf wenig Gegenliebe. 1984 etwa forderte der Bezirksausschuss Maxvorstadt, am Ort des früheren Wittelsbacher Palais wenigstens eine Gedenktafel anzubringen, denn hier befand sich Münchens Gestapo-Hauptquartier, in dessen Gefängnis unter anderem die Geschwister Scholl einsaßen. Mehr als drei Jahre hat es gedauert, bis sich die Bayerische Landesbank, Eigentümerin des Grundstücks, zu dieser kleinen Geste bereit erklärte.

Auch an Georg Elser wollte man in München lange Zeit lieber nicht erinnern. Bäumler hat in einer Tabelle aufgelistet, welcher Schritte es bedurfte, um den »Widerstand gegen den Widerstand« zu überwinden und eine Ausbuchtung der Türkenstraße nach dem Widerstandskämpfer zu benennen – dort, wo sich die Wohnung befand, in der er sein Attentat auf Hitler vorbereitete. 2009 wurde hier, gegen den Protest einiger Anwohner, eine eher unscheinbare Wandskulptur im Stil der Minimal Art installiert. Sie leuchtet jeden Abend einmal kurz auf und erinnert so an jene Minute des 8. November 1939, als im Bürgerbräukeller Elsers Bombe hochging, die Hitler um ein Haar getötet hätte.

Seite 2/2 : Keine "Reliquien", keine "Auratisierung"

Auch das neue Zentrum geht auf eine Initiative von unten zurück. Bereits 1996 hatte der Bezirksausschuss Maxvorstadt vorgeschlagen, ein Haus nach dem Vorbild der Berliner Topographie des Terrors zu schaffen. Doch erst 2009 einigten sich Stadt, Land und Bund, die voraussichtlichen Baukosten in Höhe von 30 Millionen Euro zu je einem Drittel zu tragen; der Freistaat brachte überdies das Grundstück ein.

Vor einigen Wochen geriet das Projekt dann wegen personeller Querelen in die Schlagzeilen. Noch auf der Zielgeraden wurde die Gründungsdirektorin des Zentrums, die Historikerin Irmtrud Wojak, von ihrer Aufgabe entbunden – nach Streitigkeiten über die Gestaltung der Ausstellung. Was dazu führte, dass das Projekt ausgerechnet im Moment seiner Realisierung ohne Leitung ist.

Seit Kurzem nun gibt es zumindest ein neues Konzept für die künftige Dauerausstellung. Entwickelt hat es eine Gruppe um den Architekten Wilfried Nerdinger und den Historiker Peter Longerich. Auf drei Stockwerken sollen die Ursprünge und der Aufstieg der NS-Bewegung geschildert, die Funktionsweisen der »Volksgemeinschaft« als »Ausgrenzungsgesellschaft« analysiert sowie die Kriegsjahre in München dargestellt werden.

Der letzte Teil ist der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit gewidmet. Hier wird, wenn das Zentrum im Frühjahr 2014 öffnet, unter anderem an die Olympischen Spiele von 1972 erinnert: als eine ersehnte »Schlussstrich-Veranstaltung«. Die »heiteren Spiele« – jäh unterbrochen durch den mörderischen Überfall palästinensischer Terroristen auf die israelische Mannschaft – sollten dazu beitragen, die braune Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen und an die glorreichen Zeiten vor dem Ersten Weltkrieg anzuknüpfen, als »die schöne, behagliche Stadt die besten Köpfe des Reiches« angezogen hatte, wie Lion Feuchtwanger 1930 in seinem Roman Erfolg schreibt.

Doch spätestens 1980, mit dem Sprengstoffattentat auf das Oktoberfest, kehrte der braune Albtraum zurück. Bei dem Terroranschlag, verübt von dem Neonazi Gundolf Köhler, starben 13 Menschen. Bis heute sind die Umstände ungeklärt, und erst kürzlich, nach Aufdeckung der Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (in München hat die Bande zwei Menschen erschossen), forderte der Stadtrat die Wiederaufnahme der seinerzeit nur halbherzig geführten Ermittlungen.

Die ständige Ausstellung soll vor allem mit Texttafeln, Fotos und Filmen arbeiten. Keine »Reliquien«, keine »Auratisierung«, lautet die strikte Vorgabe. München will keinen »Hitler-Tourismus«, wie es ihn auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden gibt, wo selbst das 1999 vom Münchner Institut für Zeitgeschichte eingerichtete Dokuzentrum sich kaum jener »NS-Experten« erwehren kann, die in eher bewundernder Haltung über das Gelände streunen, auf dem einst Hitlers Berghof stand.

Aber warum nun eigentlich München? Warum begann just in dieser Stadt Hitlers Karriere? »Hier war Hitler in den zwanziger Jahren der King«, sagt Peter Longerich, der jüngst in zwei Biografien die Psyche von Goebbels und Himmler zu ergründen versuchte. Anders als in Wien, wo Hitler als Kunstmaler gescheitert war, anders auch als im riesigen Berlin konnte der Kriegsheimkehrer und Spitzel im Dienst der Bayerischen Reichswehr in der überschaubaren Stadt sein anmaßendes Ego entfalten. Getragen wurde er von einer nationalistischen, antisemitischen Grundstimmung, die in der »braunen Boheme« aus Georgianern, völkischen Philosophen und allerhand schwärmerischen Mystagogen ihren Resonanzboden fand. Hitler lernte in München aber auch, dass er, um die Macht zu erlangen, die bürgerlichen und adeligen Eliten brauchte. Und die öffneten dem talentierten Demagogen hier nur zu gern die Türen.

Wie aus Josef Mengele "Helmut Gregor" wurde

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Sternpubliziert 23/09/2003 at 11:51 Uhr by Steffen Leidel

Im Juni hatte Argentiniens Präsident Kirchner angeordnet, alle staatlichen Archive zu öffnen. Nun durchforsten Archivare in Buenos Aires Passagierlisten und Ordner auf der Suche nach Akten von geflüchteten NS-Verbrechern.

Josef MengeleAls der Dampfer "North King" aus Genua am 20. Juni 1949 im Hafen von Buenos Aires mit rund 3000 europäischen Einwanderern vor Anker ging, war einer der schlimmsten Verbrecher des 20. Jahrhunderts an Bord. Josef Mengele, der berüchtigte KZ-Arzt von Auschwitz, reiste dank eines falschen Passes unerkannt ein. Er ließ sich unter dem Namen "Helmut Gregor", 38 Jahre alt, katholisch, von Beruf Mechaniker, registrieren. Die Karteikarte verschwand in den Archiven der argentinischen Einwanderungsbehörde und wurde erst jetzt zusammen mit Dokumenten über andere führende Kriegsverbrecher gefunden.

Im Juni hatte Präsident Néstor Kirchner angeordnet, alle staatlichen Archive zu öffnen und die Rolle der Nachkriegsregierung unter Juan Domingo Perón bei der Flucht von Kriegsverbrechern aus Europa aufzuklären. Kirchner entsprach dabei dem Antrag des Simon-Wiesenthal-Zentrums vom Dezember 2002, die Akten von 68 Kriegsverbrechern zu suchen, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien geflüchtet waren. Darunter sind Nazi-Größen wie Adolf Eichmann, der Organisator der "Endlösung der Judenfrage", SS-Hauptsturmführer Erich Priebke, verantwortlich für die Erschießung von 335 Zivilisten in Italien, und Klaus Barbie, der "Schlächter von Lyon".

Suche in Passagierlisten, Aktenordnern und Karteikarten

Sechs Archivare durchforsten zurzeit die Passagierlisten, Aktenordner und Karteikarten, die zu Tausenden in verstaubten Kisten und auf morschen Regalen in dem ehemaligen Durchgangsheim für Einwanderer im Hafen von Buenos Aires lagern. Nicht nur die Unordnung erschwert die Suche, die Räume sind extrem feucht und zugig. Gefunden wurden bisher fast alle Einreisebestätigungen der aufgelisteten Kriegsverbrecher.

Von den vom Wiesenthal-Zentrum angeforderten Akten wurden allerdings erst zwei entdeckt: die des belgischen Nazis Jean Lecomte, der 1946 nach Argentinien kam, sowie Unterlagen aus dem Sekretariat von Präsident Perón über die Einreise von mehr als 7000 Kroaten, darunter 15 Kriegsverbrecher des kroatischen Faschistenbundes der Ustascha.

"Hinter der Öffnung der Archive steht ein ernster politischer Wille, die Vergangenheit aufzuklären", sagt der Repräsentant des Wiesenthal-Zentrums für Lateinamerika, Sergio Widder. Er hofft, dass auch die anderen Akten gefunden werden. Von ihrer Existenz ist er überzeugt. Er verweist auf die Recherchen des argentinischen Journalisten Uki Goñi, der sechs Jahre in Archiven in Europa, den USA und Argentinien nach Dokumenten forschte.

Perons Sympathie für den Nationalsozialismus

In seinem Buch "La auténtica Odessa" von 2002 beschreibt Goñi, wie Perón - der aus seiner Sympathie für den Nationalsozialismus nie einen Hehl machte - mit Hilfe von SS-Agenten, argentinischen Kirchenvertretern und des Vatikans ein Netzwerk aufbaute, über das europäische Kriegsverbrecher nach Argentinien geschleust wurden.

Bereits 1998 hatte er die Einwanderungsbehörde um Einsicht in die Akten gebeten, was ihm vom damaligen Leiter verweigert wurde. "Es hieß, die Akten wichtiger Nazis wie Eichmann oder Mengele seien 1996 verbrannt worden", erzählt Goñi. Offiziell wurde das nie bestätigt. Laut Cristina Pelaez, Leiterin des Archivs der Einwanderungsbehörde, sind jedoch in den 50er und 60er Jahren Unterlagen zerstört worden, darunter mindestens 25 der angeforderten Akten. "Sie fielen routinemäßigen Aussortierungsarbeiten zum Opfer", sagt Pelaez.

Goñi hofft nun auf ein Ende der "Mauer des Schweigens", die eine Aufklärung der Nazi-Vergangenheit Argentiniens bisher behinderte. Der Journalist und das Wiesenthal-Zentrum fordern von der Regierung auch, nach der so genannten "Circular 11" zu suchen, einer geheimen Direktive von 1938, die es verbot, den vor dem Nazi-Regime fliehenden Juden Visa auszustellen. Die meisten der rund 30 000 Juden, die zwischen 1933 und 1945 in das Land kamen, reisten deshalb illegal ein.

Simon Wiesenthal - Der unerbittliche "Nazijäger"

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Sternpubliziert 20/09/2005 at 12:50 Uhr by Dusko Vukovic

Er überlebte 12 Konzentrationslager und wurde als "Nazijäger" weltberühmt. Mehr als 50 Jahre suchte er nach den Vollstreckern des Holocausts. Im Alter von 96 Jahren ist Simon Wiesenthal jetzt in Wien verstorben.

Simon Wiesenthal auf dem geschändeten jüdischen Friedhof
Es gibt keine Freiheit ohne Gerechtigkeit und keine Gerechtigkeit ohne Wahrheit." So hat der als "Nazijäger" bekannt gewordene Simon Wiesenthal sein Lebensmotto beschrieben. Unter den in der NS-Zeit insgesamt etwa elf Millionen ermordeten Zivilisten waren sechs Millionen Juden. Mehr als fünf Jahrzehnte lang setzte er sich für die Aufklärung der Gräueltaten der Nationalsozialisten ein. Über 1100 NS-Verbrecher wurden nach eigener Einschätzung durch seine Recherchen ausfindig gemacht und vor Gericht gestellt.

Im Alter von 96 Jahren ist Wiesenthal jetzt in seinem Haus in der österreichischen Hauptstadt "friedlich entschlafen", wie der Leiter des "Simon Wiesenthal Holocaust Zentrums" in Los Angeles, Marvin Hier, mitteilte. "Er wird als das Gewissen des Holocausts in Erinnerung bleiben", sagte Rabbiner Hier. Der Leiter des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Ephraim Zuroff, sagte: "Wir setzen den Kampf mit derselben Entschlossenheit fort, getreu seinem spirituellen Testament." "Das jüdische Volk hat einen echten Helden verloren", sagte Zuroff. Wiesenthal wird in Jerusalem begraben werden.

Der jüdische Architekt wurde von seinen Mitarbeitern respektvoll als "Herr Ingenieur" angeredet und hatte noch bis letztes Jahr in seinem kleinen Büro in der Wiener Innenstadt gearbeitet. Danach habe er sich dann weniger den konkreten Fällen als der Förderung junger Mitarbeiter seines Instituts gewidmet, sagte eine Mitarbeiterin seines Wiener Büros. "Und er ist als Mahner gegen das Vergessen aufgetreten", sagte sie. "Recht, nicht Rache", lautete der Titel seiner Autobiografie.

Die Hölle der Konzentrationslager

Wiesenthal wurde am 31. Dezember 1908 in Buczacz in Galizien (heute Ukraine, damals Teil Österreich-Ungarns) nahe von Lemberg geboren. Sein Vater starb als Soldat der österreichischen Armee während des Ersten Weltkriegs. Vor den Kosaken flüchtete Wiesenthal zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder 1915 nach Wien. 1917 kehrte er nach Galizien zurück. Nach der Schulzeit studierte er in Prag und Warschau Architektur und arbeitete in den dreißiger Jahren in Lemberg in einem Architekturbüro mit. Wiesenthal wurde 1941 vom Sicherheitsdienst (SD) in seiner Heimat verhaftet. Sein Leidensweg führte ihn durch zwölf Konzentrationslager, bis er 1945 von US-Truppen aus dem KZ Mauthausen in Österreich befreit wurde. Damals wog er noch knapp 50 Kilogramm. Er und seine Frau Cyla, die den Holocaust in Warschau überlebt hatte im November 2003 im Alter von 95 Jahren verstarb, verloren ihre gesamte Familie - 89 Verwandte erlebten die Befreiung aus den Todeslagern nicht mehr.

Nach dem Krieg ging Wiesenthal daran, NS-Verbrechen aufzudecken. "Er hat einfach den Job übernommen, niemand hat ihn beauftragt", sagte Hier. 1947 gründete er das "Dokumentationszentrum des Bundes Jüdischer Verfolgter des NS-Regimes" (kurz auch: "Jüdisches Dokumentationszentrum") zunächst mit Sitz in Linz, seit 1961 in Wien. Sein Büro lag nicht weit von der Stelle, an der früher das Gestapo-Hauptquartier stand. Hier legte er im Lauf seines Lebens 6000 Akten über mutmaßliche Täter und eine komplette SS-Führungsliste mit 90.000 Namen an. Insgesamt 3000 Fällen ging er selbst nach. Von Wien aus gab er seine Informationen an Geheimdienste und Regierungen weiter.

Weltweiter Kampf gegen Antisemitismus

Das 1977 gegründete "Simon Wiesenthal Holocaust Zentrum" mit Hauptsitz in Los Angeles kämpft in aller Welt gegen Rassismus, Antisemitismus, Terrorismus und Völkermord. Die von Rabbi Hier geleitete Einrichtung mit mehreren hunderttausend Mitgliedern hat Zweigstellen in New York, Toronto, Miami, Jerusalem, Paris and Buenos Aires. Bei den Vereinten Nationen ist das Wiesenthal-Zentrum als Nichtregierungsorganisation (NGO) zugelassen. Im Jahr 2004 startete die aus Spenden finanzierte Einrichtung unter dem Motto "Operation letzte Chance" eine womöglich letzte Suchaktion nach NS-Verbrechern. Im Zentrum der Bemühungen stehen dabei die Länder Lettland, Litauen, Estland, Rumänien, Kroatien, Polen, Ungarn, Österreich und Deutschland. Wiesenthal wurde oft gefragt, ob es denn sinnvoll sei, 80- oder 90-Jährigen um die halbe Welt nachzujagen. "Ich glaube, ein Verbrecher sollte niemals zur Ruhe kommen dürfen, selbst wenn das, was er getan hat, noch so lange her ist", sagte er dann.

An die Kollektivschuld eines Volkes glaubte Wiesenthal nie, trotzdem hörte er nie auf daran zu erinnern, dass aus Österreich unverhältnismäßig viele Verbrecher des NS-Regimes kamen. "Eichmann und 70 Prozent seiner Truppe, sowie zwei Drittel der Kommandanten der Konzentrationslager waren Österreicher", sagte er immer wieder, "und Hitler selbst war ja auch kein Eskimo." Damit machte er sich in seiner Wahlheimat auch reichlich Feinde.

Der frühere sozialdemokratische Bundeskanzler Bruno Kreisky nannte Wiesenthal öffentlich einen "Nestbeschmutzer" und warf ihm "mafia-ähnliche Methoden" vor, als er den damaligen Vorsitzenden der Freiheitlichen Partei (FPÖ), Friedrich Peter, als Angehörigen einer berüchtigten SS-Einheit entlarvte. Wiesenthal prangerte Kreisky, selbst ein Jude, auch an, weil dieser 1970 aus purem Machtkalkül vier Minister mit NS-Vergangenheit in sein erstes Kabinett holte. Im Jahr 1982 explodierte vor Wiesenthals Haus eine Bombe, die Neonazis dort versteckt hatten.

Vorwurf des "Versagens"

Im Jahr 1986 stellte sich Wiesenthal in der Debatte um die Kriegsvergangenheit von Bundespräsident Kurt Waldheim gegen den Jüdischen Weltkongress (WJC) in New York und warf der Organisation vor, antisemitische Gefühle in Österreich wiederzubeleben. Wiesenthal verteidigte den früheren UN-Generalsekretär gegen den Vorwurf, als Verbindungsoffizier auf dem Balkan an Kriegsverbrechen teilgenommen zu haben. Auch wenn er Waldheim nicht unterstützen wollte, so weigerte er sich trotzdem, ihn je wegen Kriegsverbrechen zu beschuldigen. Im Jahr 1996 wurde Wiesenthal von jüdischer Seite in den USA angegriffen. Er habe "in allen großen Nazi-Fällen der Nachkriegsära - Bormann, Barbie, Mengele, Eichmann - versagt", behauptete der Chef der Abteilung NS-Verfolgung im US-Justizministerium, Eli Rosenbaum. Er sei "inkompetent, egomanisch, ein Verbreiter falscher Informationen, eine tragische Figur". Wiesenthal selbst führte die Kritik auf seine Weigerung zurück, Waldheim als Kriegsverbrecher zu brandmarken.

Als sein spektakulärster Erfolg gilt die Entdeckung des SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann, der im Jahr 1960 vom israelischen Geheimdienst Mossad aus Argentinien entführt und zwei Jahre später in Israel hingerichtet wurde. Der frühere Mossad-Chef Isser Harel bezeichnete Wiesenthals Rolle bei der Ergreifung Eichmanns später allerdings als Mythos. "Wir haben von Wiesenthal nichts bekommen, das von irgendwelcher Bedeutung für die Operation war. Alle seine Behauptungen waren falsch." Die britische Journalistin Hella Pick, die mit ihrer Familie als Kind aus Österreich fliehen musste, bezeichnete die Äußerungen Harels in ihrem Wiesenthal-Buch wiederum als "Schelte eines vom Leben enttäuschten Geheimdienstlers", der nur eigene Verdienste gelten lassen wollte.

In die Reihe seiner größten Erfolge stellte Wiesenthal auch das Aufspüren des SS-Oberscharführers Karl Silberbauer in Wien im Jahr 1963, der die 14-jährige Anne Frank in Amsterdam im Jahr 1944 hatte verhaften lassen. Silberbauer stand zu diesem Zeitpunkt wieder im Dienst der Wiener Polizei, nachdem 1954 seine Verurteilung wegen Misshandlung kommunistischer Widerstandskämpfer aufgehoben worden war. Silberbauer wurde vom Dienst suspendiert und wegen Mord angezeigt, das Verfahren wurde jedoch 1964 eingestellt, weil angenommen wurde, dass er von der Judenvernichtung nichts gewusst habe. Auch das Disziplinarverfahren endete mit Freispruch, so dass Silberbauer bis zur Pensionierung wieder als Polizist arbeiten konnte; seine Tätigkeit für Gestapo und SD wurde ihm sogar für die Pension angerechnet.

Mengele-Jagd ohne Erfolg

Oder die Enttarnung des KZ-Kommandanten von Treblinka und Sobibor, Franz Stangl, im Jahr 1967 im brasilianischen Sao Paulo. Stangl wurde nach Deutschland ausgeliefert und zu lebenslanger Haft verurteilt; er starb 1971 in der Düsseldorfer Haftanstalt. Im Jahr 1978 spürte er auch den stellvertretenden KZ-Kommandanten des Lagers Sobibor, Gustav Franz Wagner, ebenfalls in Brasilien auf, der dann vor seiner Auslieferung Selbstmord beging. In einem seiner wichtigsten Recherchen blieb Wiesenthal jedoch ein Erfolg versagt: Über Jahrzehnte hinweg suchte er unermüdlich nach dem aus Bayern stammenden Josef Mengele, der als KZ-Arzt in Auschwitz an der Ermordung hunderttausender Juden beteiligt war. Im Juni 1985 wurde in Brasilien ein Leichnam exhumiert und als Mengele identifiziert. Der Massenmörder war sechs Jahre zuvor angeblich bei einem Badeunfall ums Leben gekommen.

Die Zusammenarbeit der einzelnen Länder mit den Nazijägern sei nicht immer befriedigend, beklagt Zuroff, und erwähnt dabei besonders Österreich. "Sie verleihen lieber Wiesenthal eine Medaille, als einen Nazi-Verbrecher vor Gericht zu stellen", sagt er. Zuroff wirft Österreich und Kroatien etwa vor, den Fall des 92-jährigen mutmaßlichen kroatischen Kriegsverbrechers Milivoj Asner zu verschleppen. Dem nach Klagenfurt geflüchteten Mann werden als früheren Polizisten im faschistischen kroatischen Ustascha-Regime Verbrechen an Juden und Serben vorgeworfen.

In den letzten Jahren seines Lebens wurden Wiesenthal in Österreich noch zahlreiche hohe Auszeichnungen und die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien verliehen. Die Liste seiner internationalen Ehrungen, darunter allein 18 Ehrendoktorwürden, ist mehrere Seiten lang. In der israelischen Negev-Wüste wurde unter seinem Namen sogar ein Wald mit 10.000 Bäumen gepflanzt. Seine Mitarbeiter sehen darin einen Hinweis auf die Einzigartigkeit Wiesenthals, der nach eigener Darstellung niemanden als Nachfolger ausersehen hat.

Warnung an die Mörder von morgen

Wiesenthal war unermüdlich bemüht, die Gräuel der NS-Zeit im Bewusstsein der jungen Menschen wachzuhalten. "Sollte sich die Geschichte dennoch wiederholen, wird sich auch mein Beispiel wiederholen", sagte er. "Und zwar, wie ich mir wünsche, nicht einmal, sondern fünfzigfach." Beunruhigt bekundete er in den letzten Jahren seines Lebens immer wieder seinen Unmut über die wachsende Fremdenfeindlichkeit und den Rechtsextremismus in Europa. Sein Werk betrachtete er als "Warnung an die Mörder von morgen". "Ich habe keinen einzigen Tag vergessen, dass ich ein Überlebender bin", sagte er einmal in einem Interview. Es sei ein Privileg gewesen, das ihn ein ganzes Leben lang dazu verpflicht habe, im Namen derer anzuklagen, "die keine Stimme mehr haben".

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